Weißburgunder
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Der Blaue Burgunder wird bekanntlich als Urform aller Burgunderreben angesehen. Beim Grauburgunder handelt es sich um eine helle Knospenmutation, der Weißburgunder (Weißer Burgunder) kann als Fortsetzung dieser Mutation über den Grauen Burgunder betrachtet werden.
Bis zum Beginn der Traubenreife sind die drei echten Burgundersorten kaum voneinander zu unterscheiden. Mit zunehmender Reife entwickeln sich dann aber schnell die Ausprägungen der jeweiligen Traubenfarbe sowie die Duft- und Geschmackskomponenten.
Nachweislich bekannt ist der Weißburgunder seit dem 14. Jahrhundert. In Frankreich heißt die Sorte Pinot Blanc und in Italien Pinot Bianco. Auch in Österreich, der Schweiz oder Slowenien ist der Weißburgunder zu finden. Die deutschen Winzer entdecken mehr und mehr den Wert dieser eleganten Rebsorte. 3700 Hektar oder gut 3 Prozent der deutschen Rebfläche sind derzeit mit der Sorte bestockt, die überall dort gedeiht, wo es für den Riesling schon zu heiß ist. Seit mehreren Jahrzehnten beobachtet man einen stetigen Aufwärtstrend, nämlich eine Verdoppelung der Rebfläche innerhalb des letzten Jahrzehnts. Baden gilt mit mehr als 1100 ha als eine Hochburg des Weißburgunders, ebenso die Pfalz mit mehr als 800 und Rheinhessen mit mehr als 700 ha. Erwähnenswerte Bedeutung besitzt der Weiße Burgunder auch an Nahe und Mosel mit jeweils mehr als 200 ha.
Die Ansprüche des Weißburgunders an Boden und Klima deuten auf die Verwandtschaft mit dem Spätburgunder hin. Der Weißburgunder bevorzugt warme, möglichst tiefgründige und kräftige Böden sowie exponierte, trocken-warme Lagen. Die Sorte ist im Anbau ansonsten relativ unkompliziert und kann bei einer langen Reifezeit oft hohe Mostgewichte erreichen.
Der Weißburgunder präsentiert sich im Glas blass- bis hellgelb, im Duft zart und verhalten. Typisch ist sein leicht nussiges Aroma. Trocken ausgebaut passt er mit mittlerem bis kräftigem Körper und einer feinrassigen Säure zu vielen Speisen. Im Spät- und Auslesebereich werden öfters auch Barriquefässer zum Ausbau benutzt. Man kann sogar sagen, dass der Weißburgunder zu den wenigen Weißweinsorten zählt, für die der Barrique-Ausbau überhaupt vorteilhaft ist. Außerdem sind auch edelsüße Weine und erfrischende Weißburgundersekte in begrenzter Anzahl verfügbar.
Elegante Weißburgunder in der trockenen Geschmacksrichtung, mit frischer Säure und feiner Frucht, sind ideale Menüweine. Neben leichten Sommerweinen finden sich auch kraftvollere Abfüllungen bis hin zur trockenen Auslese. Nicht übertrieben alkoholreich besitzt der Weißburgunder ein recht unkompliziertes, dezentes Aroma, das häufig an grüne Nüsse, Apfel, Birne, Quitte, Aprikose, Zitrusfrüchte oder frische Ananas erinnert. Ein mäßiger Körper und eine angenehm erfrischende Säure machen den Pinot Blanc zu einem äußerst vielseitig verwendbaren Menüwein. Er ist damit nicht nur gut geeignet zu Meeresfrüchten, Fisch, Kalb- und Schweinefleisch sowie Geflügel, sondern auch einfach als gut gekühlter Terrassenwein. Anspruchsvollere und extraktreichere Varianten und auch im Barrique ausgebaute Varianten sind auch denkbar zu Lamm oder zarten Gerichten vom Jungwild.
Was für viele andere Weißweine zutrifft, das ist auch beim Weißburgunder ratsam: man sollte den Wein nicht zu lange lagern.
Leider beobachtet man immer wieder den Fehler, dass man einen Weißwein deutlich zu kühl serviert. Oft mit nur frostigen 5°– 6° und womöglich zusätzlich noch im Sektkühler, randvoll mit Eis. Die feinen Geschmacksnuancen eines Weißweines machen dabei natürlich längst schlapp. Die idealere Trinktemperatur dürfte wohl eher bei 10° – 12° liegen, sodass die Geschmacksknospen auf Zunge und Gaumen überhaupt eine Chance haben, Neues zu entdecken!
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