Die Scheurebe
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Die Neuzüchtung Scheurebe wurde von dem Rebenzüchter Georg Scheu im Jahr 1916 in der Landesanstalt für Rebenzucht in Alzey kreiert. Dabei handelte es sich um den 88. Sämling einer Kreuzungsserie aus Riesling und Silvaner. Deshalb wird die Scheurebe auch „S 88“ oder „Sämling“ genannt.
Mitte der 1930er Jahre wurde sie unter dem Namen „Dr. Wagner Rebe“ bekannt, nach dem damaligen Landesbauernführer von Hessen-Nassau Dr. Richard Wagner. Nach dem 2. Weltkrieg wollte man nicht mehr, dass eine Rebsorte nach einem Bauernführer der Nazis benannt war und taufte die Rebsorte zunächst „Sämling 88“ oder kurz „S 88“. Demnach ist die Scheurebe, die einzige Rebsorte, die entnazifiziert wurde.
Den endgültigen Namen Scheurebe erhielt die Rebsorte erst in den 1950er Jahren. Der Sortenschutz wurde im Jahr 1956 erteilt. In Österreich ist die Rebsorte jedoch immer noch als „Sämling 88“ bekannt. In den 50er Jahren wurde dann auch die Züchtung der Scheurebe anerkannt, als es gelang, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen zu erzeugen. In den 70er Jahren erlebte die Scheurebe eine Hochzeit, in der sich die Rebfläche verdoppelt.
Zurzeit wird die Scheurebe auf rund 1.600 Hektar angebaut, wobei 1.000 Hektar in Rheinhessen, 400 in der Pfalz und mehr als 100 an der Nahe liegen. Die Pfalz ist somit das zweitgrößte Anbaugebiet für die Scheurebe. Mi einem Flächenanteil von 2 Prozent der deutschen Rebflächen, gilt die Scheurebe als eine der erfolgreichsten deutschen Neuzüchtungen.
Die weiße Rebsorte Scheurebe verträgt trockene, karge Böden und kommt gut mit Lößböden und kalkhaltigen Böden zurecht. Die Traubenreife wird kurz vor dem Riesling erreicht und der Säureabbau beginnt relativ spät. Dennoch ist die Scheurebe nicht unkompliziert im Anbau, da sie durch Winterfröste sowie Botrytis- und Oidiumbefall gefährdet ist.
Die Scheurebe hat eine hellgelbe bis goldgelbe Farbe und ihr Bukett erinnert an schwarze Johannisbeere, Birne, Grapefruit und Pfirsich. Zudem weißt sie einen sehr intensiven Duft auf und bringt eine fruchtbetonte Säure mit sich. Sie wird halbtrocken, lieblich oder süß ausgebaut, weshalb sie auch häufig als Süß- oder Dessertwein offeriert wird.
Die Rebsorte Scheurebe gehört zu den sehr blumigen und fruchtigen Rebsorten, weshalb sie wegen ihres süffigen Charakters auch häufig auf Weinfesten angeboten wird.
Die Weine der Scheurebe sind ideale Begleiter einer aromatisch-würzigen Küche. Trockene bis halbtrockene Spätlesen passen gut zu aromatisch-würzigen Ragouts von Fisch und Geflügel sowie zur asiatischen Küche. Die edelsüßen Spätlesen und Auslesen sind besonders für fruchtige Desserts geeignet. Der Dessertwein der Scheurebe passt sehr gut zu Fischgerichten, würzigen Fleischspeisen und süßen Nachspeisen.
JM