Der Gewürztraminer
©Wikimedia
Die rötliche Rebsorte „Gewürztraminer” ist als Begleiter zum Essen aufgrund seines intensiven Aromas umstritten. Er verführt jedoch immer wieder seine Liebhaber mit seinem süßlich-blumigen Bukett.
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass der Gewürztraminer ein Denkmal deutscher Weinkultur ist, welches viele Jahrhunderte überdauert hat. Man hat schon das Attribut „Verführer mit Rosenduft” gehört; diese Bezeichnung hat durchaus seine Berechtigung. Für die laut EG-Verordnung mit der Bezeichnung „Roter Traminer“ klassifizierte Rebsorte dürfen in Deutschland die Synonyme „Gewürztraminer“ und „Roter Traminer“ verwendet werden; für das Anbaugebiet Baden ist darüber hinaus die Bezeichnung „Clevner“ zugelassen.
In Rhodt unter Rietburg, einem der bekanntesten und beliebtesten Weinorte an der Deutschen Weinstraße, steht ein sortenreiner, etwa 400 Jahre alter Gewürztraminer-Weinberg. Es ist der älteste Weinberg Deutschlands. Schon dieses Denkmal der Weinkultur verweist darauf, dass der Gewürztraminer eine der ältesten, auch heute noch angebauten Rebsorten ist. Einzelne Forscher vermuten eine griechische Herkunft. Umstritten ist, ob der Ort Tramin in Südtirol als Herkunftshinweis verwertbar ist. Immerhin wissen wir, dass dort bereits im 15. Jahrhundert Traminer als Messwein an die Klöster geliefert wurde. In Deutschland belegen historische Dokumente die Existenz der Sorte für das 16. Jahrhundert; damals gab es eine Anbauempfehlung für diese Sorte. Berichte über neue Züchtungsvarianten des Gewürztraminers aus dem 18. Jahrhundert zeigen, dass schon damals erfolgreich eine Rebenselektion betrieben wurde. Zusammen mit Riesling und einer ertragreichen Sorte wurde der Gewürztraminer im klassischen „gemischten Satz“ in einem Weinberg angepflanzt. Doch die Ertragsunsicherheit verhinderte schon in der Vergangenheit eine Eroberung größerer Rebflächen.
Der Gewürztraminer, der auch im Elsass, in Südtirol, Australien oder Kalifornien angebaut wird, erreicht in Deutschland eine Anbaufläche von gerade mal rund 800 Hektar, das ist weniger als ein Prozent der deutschen Rebfläche. Über die letzten Jahrzehnte ist einerseits kein Zuwachs auszumachen, andererseits wird die Spezialität aber immer wieder neu gepflanzt, wo Rodungen notwendig sind. So stehen in der Pfalz etwa 350, in Baden (mit Schwerpunkt Kaiserstuhl) etwa 160 und in Rheinhessen etwa 140 Hektar Gewürztraminer-Weinberge; in Sachsen zählt der Gewürztraminer zu den regionalen Spezialitäten. Die rege Beteiligung an Wettbewerben um die besten Traminerweine, wie sie von den Südtirolern und Pfälzern alljährlich durchgeführt werden, belegt, dass die Sorte nach wie vor eine treue Fangemeinde hat. Zu den raren Spezialitäten zählen die Sekte und Trester-Brände vom Gewürztraminer.
Gewürztraminer hat eine sehr dicke, leicht rötlich eingefärbte Schale und kann eine hohe Reife bis in höchste Auslesegradationen erreichen. Wegen der Verrieselungsneigung fallen die Erträge oft niedrig aus, die Traubenmenge schwankt von Jahrgang zu Jahrgang. Im langjährigen Mittel erreichen Gewürztraminerweinberge selten mehr als die Hälfte des zulässigen Hektarertrags. Schon die geringen Erträge deuten darauf hin, dass es sich beim Traminer um eine der hochwertigsten deutschen Rebsorten handelt.
Aus der sehr aromatisch-würzigen Sorte können sowohl gewöhnliche Alltagsweine, aber auch hochfeine Weine erzeugt werden. Je nach Boden und Ertrag sind die Weine eleganter oder schwerer – mit teilweise beachtlichem Alkoholgehalt – ausgeprägt. Gemeinsam ist allen eine relativ milde Säure. Typische Gewürztraminer haben je nach Qualitätsstufe eine strohgelbe bis goldgelbe Farbe und verströmen, mal dezent, mal üppig, einen Duft, der an abblühende Rosen erinnert; mitunter findet man auch den Duft von Akazienblüten, Veilchen, Honig, Marzipan, Quittengelee, Bitterorangen oder Maracuja. Edelsüße Auslesen eignen sich zu langjähriger Lagerung.
Das aromatische Bukett, ergänzt durch einen herb-würzigen Fruchtgeschmack, macht den Gewürztraminer zu einer Sorte für Liebhaber aromatischer Weine. Er passt trocken bis halbtrocken ausgebaut zu Asiatischer Küche, Wildpasteten, Geflügel mit aromatischen Saucen, Schnecken und würzig-aromatischen Ragouts. Gut gereift und edelsüß wird er auch als Aperitif geschätzt. Süße Spätlesen und edelsüße Auslesen gefallen sehr gut zu aromatischen und unter Verwendung von Marzipan, Schokolade oder mit Bränden zubereiteten Desserts. Besonders geschätzt wird die Verbindung von Gewürztraminer und Munsterkäse oder fettreichem Blauschimmelkäse.
TS