Wein und Gesundheit
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Wenn man über „Wein“ redet, ist wohl jedem Kind klar, dass dieses Thema aus weit mehr besteht, als nur zwischen Sekt, Weißwein, Rosé und Rotwein unterscheiden zu können. Es ist buchstäblich eine echte Wissenschaft für sich.
Wein setzt sich aus mehr als tausend Inhaltsstoffen zusammen, von denen bis heute noch nicht alle genau erforscht sind. Viele dieser Bestandteile wie Vitamine oder Mineralstoffe liefern die Traubenbeeren und sind damit der Grundstoff des Weines. Andere dieser Inhaltsstoffe entstehen bei der Vinifizierung zum Beispiel Äthanol und Glycerin. Der Großteil des Weins besteht selbstverständlich aus Wasser, dem wichtigsten Bestandteil. Diese etwa 15–20 Prozent Unterschied bestehen je nach Weinsorte aus Gerbsäure, organischen Säuren, Mineralsalzen und Pektinen, die wiederum den trockenen Anteil des Weines bilden. Der nächstgrößere Anteil nach dem Wasser ist Äthylalkohol, der natürlich je nach Rebsorte und Anbaumethode stark variieren kann. In Deutschland ist es vorgeschrieben, dass dieser Alkoholanteil exakt auf dem Etikett angegeben sein muss. Allerdings ist dieser prozentuale Wert keinesfalls ein Indikator für besondere Qualität; oft hört man von der irrigen Meinung, dass ein hoher Alkoholanteil direkt proportional mit der Güte des Weines in Verbindung gebracht werden könne. Viel wichtiger jedoch als die Menge des Alkohols ist die Komplexität, Mineralität und Geschmacksstruktur; weitere überaus relevante Werte sind Restzucker, Tannine und Farbstoffe.
Aus dem Altertum ist bekannt, dass Wein keineswegs nur als Genussmittel bekannt war. Sogar in der Bibel findet man hier und da Hinweise darauf, dass der Wein auch als Medikament benutzt wurde. Seit Menschengedenken haben Männer und Frauen, die Gott dienten, maßvoll Wein getrunken; dieses Getränk wird in der Bibel über 200 Mal erwähnt: “Iss deine Speise mit Freuden und trink deinen Wein mit gutem Herzen“, heißt es beispielsweise in Prediger 9,7. Im 1. Timotheusbrief (Neues Testament) Kapitel 5,23 heißt es: „Nimm etwas Wein mit Rücksicht auf deinen Magen und auf deine häufigen Erkrankungen!“
Sowohl im Neuen als auch im Alten Testament finden sich sehr viele Hinweise auf den Gebrauch von Wein. So heißt es im Psalm 104,15: „Der Wein macht ihn [den Menschen] froh, das Öl macht ihn schön, das Brot macht ihn stark“. Jesu erstes Wunder, von dem im Neuen Testament berichtet wird, war ausgerechnet die Verwandlung von Wasser zu Wein bei der Hochzeit in Kana. Die Hochzeitsgäste hatten sämtlichen Wein bereits leer getrunken und dann kam zum Schluss der „Beste Wein“, den Jesus aus Wasser schuf. Nachzulesen im Johannesevangelium Kap. 2, 1-11.
Außerdem finden wir noch ein Beispiel, wo der Wein als Medizin verwendet wird, im Gleichnis beim „Barmherzigen Samariter“, welches Jesus erzählt: (Lukas-Evangelium 10:34) „Und er trat an ihn heran und verband ihm seine Wunden, wobei er Öl und Wein auf sie goss. Dann hob er ihn auf sein eigenes Tier und brachte ihn in eine Herberge und sorgte für ihn.“
Lange Zeit durch all die Jahrhunderte diente der Wein als Grundnahrungsmittel. Oft wurde – keineswegs nur in der Pfalz! – der Wein mit Wasser vermischt, um den Durst zu stillen. Tatsächlich war es weniger gefährlich, verdünnten Wein zu trinken als nur reines Wasser.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kannte man eine gewisse weltweite Anti-Alkohol-Bewegung, aus der dann die berüchtigte Prohibition in den USA hervorging. Selbst heute noch spürt man in gewisser Hinsicht diese Negativ-Haltung in bestimmten Bevölkerungsschichten und religiösen Gruppierungen; so müssen zum Beispiel die Etiketten stets mit einer Warnung über die gesundheitlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums versehen sein. In vielen Staaten der USA findet man alkoholische Getränke ausschließlich in speziellen Liquor-Stores, die erst ab 21 Jahren betreten werden dürfen. Man findet stellenweise leichter frei verkäufliche Waffen als alkoholische Getränke.
In der amerikanischen CBS-Sendung „Das französische Paradoxon“ wurde ein erstaunliches Ergebnis vorgestellt, welches durch eine weltweite epidemiologische Studie behandelt wurde. Obwohl die Franzosen etwa ähnlich viel Fett zu sich nehmen wie die US-Bürger, ist die Zahl der Sterbefälle aufgrund von Herzgefäßerkrankungen 2,5 Mal niedriger als in den USA. Aufgezeigt wurde außerdem, dass die Sterberate durch diese Erkrankungen umso niedriger lag, je höher deren Rotweinkonsum war. Wichtig für die positiven Eigenschaften des Weinkonsums, die sogar Krebs und Alzheimer vorbeugend wirken, sind die besonderen Inhaltsstoffe des Rotweins (vor allem Rotwein!). Polyphenole beispielsweise wirken schützend auf die Kapillargefäße und auf das Kollagen der Gefäßwände, verhindern die Plättchenaggregation und damit die Bildung von Gerinnseln. Ebenso findet man oxydationshemmende Eigenschaften und stellt damit eine Verhinderung der Zellwandveränderungen in den Zellwänden sowohl in den Herzgefäßen als auch im Gehirn fest.
Ein Glas Rotwein ersetzt eine Stunde Sport!
Forscher aus Kanada wollen gar folgende, segensreiche Wirkung des Rebensafts entdeckt haben. Rotwein, so sagt man, sei gut für Herz und Kreislauf, für die Stimmung sowieso. Wer jeden Tag ein Gläschen oder auch zwei wegputze, der lebe lange und bleibe fröhlich. Herzfunktion in Ordnung, Cholesterinwert im Lot, Diabetes kein Thema – darauf heben wir doch erst mal einen!
Doch der Gesundmacher aus der Flasche hat angeblich noch weit mehr drauf, als Körper und Geist gegen die Unbill des Lebens zu stählen: Rotwein kann überdies den Gang ins Fitnessstudio ersetzen. Das behauptet jedenfalls ein kanadisches Forscherteam der University of Alberta. Dort hat man sich vor einiger Zeit rein wissenschaftlich mit der Materie auseinandergesetzt und ist zu durchaus interessanten Ergebnissen gekommen. Ob die Experten aus Edmonton tapfer einige Selbstversuche unternahmen und wie tief sie dabei ins Glas schauten, ist nicht bekannt. Doch ihre Argumentation ist nicht gerade übel: Rotwein, so also die Kanadier, enthalte sogenannte Resveratrol-Verbindungen. Die optimieren generell die körperliche Verfassung des Menschen, verbessern seine Herzfunktion und stärken die Muskeln. Zwar finden sich Resveratrol - Verbindungen auch in Himbeeren, Pflaumen und Erdnüssen. In Trauben selbstverständlich ebenfalls.
Doch speziell die R-Verbindung im Rotwein, ergab die Studie, bewirke, dass ein Gläschen Rotwein ebenso effektiv ist wie sportliche Betätigung. Die Maßeinheit lieferten die weinseligen Forscher gleich mit: ein Glas Roter gleich eine Stunde Strampeln und Schwitzen in der Muckibude. Das hört sich gut an, und eine neue Sportdisziplin ist geboren. Bislang kannte man nur das „Tanzen im Sitzen“. Es wird häufig in Seniorenresidenzen gepflegt. Nun könnte das „Trainieren beim Schlucken“ hinzukommen. Prost drauf!“
TS
Barriqueweine können sogar Leben retten
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Hier nun eine Fortsetzung unseres Themas „Wein und Gesundheit“, wo wir bereits über die positiven Eigenschaften des Weines im Allgemeinen und Rotwein im Besonderen berichtet haben. Hier nun eine Studie, welche sich mit dem Einfluss verschiedener Weine auf die Herzkranzgefäße beschäftigt, die von der Kölner Universität durchgeführt wurde.
„En Barrique“ ausgebaute Rotweine üben laut dieser Studie auf den menschlichen Organismus einen gefäßerweiternden Effekt aus und können damit sogar Herzinfarkte verhindern helfen oder zumindest lindern. Anderen Rotweinen und insbesondere Weißweinen kann diese Wirkung nicht im gleichen Maß zugeschrieben werden. Eine verallgemeinernde Betrachtung von Wein und alkoholischen Getränken bezüglich ihrer positiven Effekte auf Herzkrankheiten ist demnach nicht angebracht. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Untersuchung von Dr. Markus Flesch, Professor Dr. Michael Böhm, Dr. Andreas Schwarz und Dr. Michael Südkamp im Rahmen einer Studie, die an der Klinik III für Innere Medizin der Universität zu Köln durchgeführt wurde. Für diese Arbeit erhielten die Kölner Mediziner sogar den Ersten Posterpreis der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin.
Die koronare Herzkrankheit ist die häufigste zum Tode führende Erkrankung in den westlichen Industrienationen. Faktoren, die die Entstehung und den Verlauf der Erkrankung beeinflussen, waren während der letzten Jahrzehnte von großem wissenschaftlichen Interesse. Seit den frühen 70er Jahren wurde in diesem Zusammenhang wiederholt nachgewiesen, dass der Konsum von Alkohol die Sterblichkeit bei koronarer Herzkrankheit senken können. Dabei wurde dem Konsum von Rotwein eine besondere Bedeutung beigemessen. So konnte gezeigt werden, dass das geringere Vorkommen von Herzinfarkten in Frankreich und der Schweiz im Vergleich zu anderen Industrienationen neben der mediterranen Diät auf den verstärkten Rotweinkonsum in diesen Ländern zurückzuführen ist.
Die Mechanismen, über die die kardioprotektiven Effekte von Alkohol und insbesondere Rotwein vermittelt sind, sind bislang unbekannt. Es wurden verschiedene Erklärungsmodelle entwickelt. Unter anderem wurde gezeigt, dass Wein, Traubenhautextrakt und die Weininhaltsstoffe Tanninsäure und phenoline Inhaltsstoffe, die aus dem Holz der Rebenstiele und der Eichenfässer stammen, gefäßweiterende Eigenschaften haben. Unklar ist, ob diese letztgenannte Eigenschaft ein allgemeines Charakteristikum von Wein ist oder ob verschiedene Weine spezifisch den Kontraktionszustand von Blutgefäßen beeinflussen. Desweiteren ist nicht geklärt, über welchen Signaltransduktionsmechanismus der gefäßerweiterende Effekt von Wein vermittelt ist. Die Kölner Mediziner haben daher den Effekt verschiedener Weine auf den Spannungszustand menschlicher Koronargefäßringe und isolierter Rattenaortenringe untersucht. Folgende Weine wurden für die Untersuchung ausgesucht: drei „en Barrique“, d.h. in neuen Eichenfässern ausgebaute Rotweine (Châteauneuf-du-Pape, Bordeaux und Barolo), drei in Stahlfässern ausgebaute Rotweine (ein typischerweise auf der Maische vergorener Beaujolais primeur sowie ein Ahr-Spätburgunder und ein Valpolicella), ein „en Barrique“ ausgebauter Weißwein aus dem Rioja und ein im Stahltank ausgebauter Mosel-Riesling.
Neben den „en Barrique“ ausgebauten französischen und italienischen Rotweinen erwies sich auch der auf der Maische vergorene Beaujolais primeur als gefäßerweiternd. Beim letzteren war jedoch der Effekt nicht so ausgeprägt wie bei den roten Barrique - Weinen. Im Gegensatz dazu wirkten der getestete Ahr - Spätburgunder und der Valpolicella nicht gefäßerweiternd. Ebenfalls hatten die untersuchten Weißweine keinen signifkanten Einfluss auf die Herzkranzgefäße. Dies galt auch für den „en Barrique“ ausgebauten weißen Rioja, was darauf hinweist, dass Barrique-Ausbau alleine nicht für die gefäßerweiternde Wirkung bestimmter Weine verantwortlich ist.
Quelle: Universität Köln