Terroir – Zusammenspiel von Boden und Klima
©Weingut Lidy
Nicht nur die Rebsorte, die Ausbaumethode und der Winzer bestimmen maßgeblich den Geschmack und die Qualität des Weines, sondern auch der geheimnisvolle Faktor „Terroir”, nämlich das Zusammenspiel von Boden und Klima.
Doch was bedeutet eigentlich „Terroir”? Jawohl, man vermutet richtig, es klingt nicht nur französisch - es ist es auch. Terroir heißt zunächst einfach „Gegend”. Im übertragenen Sinn beschreibt es die naturgegebenen Faktoren eines bestimmten Stückes Land, die den Charakter der entsprechenden Agrarerzeugnisse – bzw. des Weines beeinflussen; also das Zusammenspiel von Klima, Geologie, Topografie und Bodenbeschaffenheit. Sowohl der Charakter als auch der Wert eines bestimmten Stückes Land und seiner Erzeugnisse lassen sich also mit diesem Begriff definieren.
Gerade das Weinbauland Deutschland – und im Besonderen natürlich auch die Pfalz – verfügt über eine ganze Reihe von unterschiedlichen Bodenstrukturen. Auf der „Festplatte” des Bodens ist nämlich sozusagen das Gedächtnis der Natur gespeichert. Diese aufgezeichnete Erdzeit-Geschichte kann auf Grund ihrer geographischen Eigenheiten immer wiederkehrende, schmeckbare Konstanten hervorbringen. Ist der Boden zum Beispiel von Schiefer oder Kalk geprägt, werden sich diese Komponenten auch in dem Wein wieder finden und ihn auf besondere Weise charakterisieren. Erst die unterschiedlichen Bodenstrukturen der einzelnen Anbaugebiete – vom lockeren, sandigen Untergrund über Lehm- und Löss-Böden bis zum brüchigen Schiefer oder harten Granit – garantieren die Rebsorten- und Geschmacksvielfalt pfälzischer Weine und machen sie in ihrem breiten Angebot einzigartig.
Der französische Winzer Bruno Prats, Besitzer des Château Cos d’Estournel im Médoc, beschreibt den Begriff folgendermaßen: „Der ganz und gar französische Begriff Terroir erfasst alle natürlichen Voraussetzungen, die die Biologie des Weinstocks und demzufolge die Zusammensetzung der Traube selbst beeinflussen. Terroir ist das Zusammentreffen von Klima, Boden und Landschaft, das Zusammenwirken einer unendlichen Anzahl von Faktoren: Nacht- und Tagestemperaturen, Niederschlags-Verteilung, Sonnenschein-Stunden, Hangneigung und Boden-Durchlässigkeit, nur um einige wenige zu nennen. Alle diese Faktoren reagieren miteinander und bilden in jedem einzelnen Teil eines Weinbaugebietes das, was der französische Winzer Terroir nennt.”
Ein „Terroirwein” ist dementsprechend ein Wein, dem man in besonderem Maße seine Herkunft „anschmeckt”, was mit sich bringt, dass er eventuell für die breite Masse der Weintrinker weniger geeignet ist. Denn was der eine als individuell und charaktervoll bejubelt, das mag der andere als „eigen” und gewöhnungsbedürftig empfinden. Hier spielen die persönlichen Vorlieben natürlich eine besonders große Rolle.
Wenn es um Terroir geht, kommt vor allem dem Boden eine zentrale Rolle zu. Aber der Begriff umfasst längst nicht nur die Bodenstruktur des Weinbergs. Vielmehr verdeutlicht die Bezeichnung „Terroir” die Komplexität des Weinbaus, bei dem mehrere Faktoren ineinander greifen, sich ergänzen und letzendlich eine Einheit bilden. Die Intension des Terroir-Gedankens ist, dass der Wein ein geschmackliches Spiegelbild seiner bestimmbaren Heimat ist und den Charakter seiner Herkunft schmeckbar macht. Er schließt deswegen neben dem Boden auch die Rebsorte, die besonderen klimatischen Verhältnisse und natürlich die Arbeit des Winzers mit ein. All diese Faktoren werden unter dem Begriff „Terroir“ zusammengefasst und sind untrennbar miteinander verbunden. Das wichtigste Kapital ist dabei sicherlich der eigentliche Nähr-Boden, der gleichzeitig einen relativ konstanten Faktor darstellt. Denn vorhandene Bodenformationen und geographische Besonderheiten ändern sich in aller Regel nur durch einen massiven Eingriff des Menschen.
Der Winzer muss erkennen, welche Rebsorte – unter Berücksichtigung der klimatischen Besonderheiten – für seinen Weinberg und seinen angestrebten Weinstil am besten geeignet ist. In dieser Konstellation – Boden, Klima, Rebsorte und Winzer – entsteht bei harmonischem Zusammenspiel der unverwechselbare Charakter eines Weines. Damit bietet das Terroir in seiner jeweiligen geographischen Begrenzung durchaus geschmackliche Sicherheit; und genau darin liegt seine Authentizität begründet. In den richtigen Händen kann nahezu jede Bodenformation großartige Weinqualitäten hervorbringen. Ausgezeichnete Weine von mehr oder weniger unbekannten und nicht historischen Weinbergen haben dies in den letzten Jahrzehnten eindrucksvoll und schmeckbar bewiesen. TS