Der König der Rotweine: Spätburgunder
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Die international als „Pinot Noir“ und in deutschen Breiten besser als »Spätburgunder« bekannte Rebsorte ist unumstritten eine der bedeutendsten, wenn nicht sogar die bedeutendste Rotweinrebe überhaupt. So verwundert es nicht, dass sie auch hier in der Pfalz sozusagen zur »Königsklasse« zählt. Dafür gibt es gute Gründe…
Wohl wie kaum bei keiner anderen Traube ist der Geschmack des Weins, der aus ihr gekeltert wird, so sehr abhängig vom Terroir, d.h. der Bodenbeschaffenheit der Region, in der die Rebsorte angebaut wird, und vom Klima, in dem sie gedeiht. Deshalb lässt sich ein absolut heraus ragender Wein aus der ursprünglichen Heimat dieser Traube, dem Burgund, nur schwer mit einem anderen Wein aus einer anderen Region vergleichen. Was vielleicht alle Weine aus dieser Rebsorte noch verbindet, ist eine gewisse verhaltene Fruchtigkeit und einen wegen der dünnen Schale der Traube in der Regel eher niedrigen Tannin- und Farbstoffgehalt. Die sehr sensible Rebsorte mag kalkhaltige Böden, aber nicht allzu sehr heißes Klima; sie ist dennoch sehr empfindlich auf späten Frost, weil sie relativ früh austreibt. Trotzdem versuchen passionierte Winzer weltweit immer wieder ihr Glück mit der Pinot Noir-Traube, die sehr hohe Anforderungen an sie stellt. Die Rebe kommt, wie gesagt, ursprünglich aus dem Burgund und ist aber in den vergangenen Jahrhunderten in so gut wie jedes Weinbaugebiet weltweit verpflanzt worden. Heute finden wir sie längst nicht nur in ganz Frankreich, sondern und auch bei uns in der Pfalz, wo sie in den letzten zehn-fünfzehn Jahren qualitativ immer besser und immer beliebter geworden ist. Man könnte sogar behaupten, dass die Weine aus dieser Rebe mittlerweile in der Weltspitze mithalten können. Selbst osteuropäische Winzer, von Kroatien über Rumänien bis Kirgisien, stellen inzwischen aus der Pinot-Noir-Traube feine Weine her. In Spanien und Norditalien wird die Rebe vor allem zur Schaumweinerzeugung eingesetzt; dort heißt sie auch Pinot Negro oder Pinot Nero.
Pinot Noir ist sogar vom Champagner nicht weg zu denken
Auch ist es kein Geheimnis, dass für die Champagner-Herstellung vornehmlich drei Rebsorten in Frage kommen. Neben der weißen Chardonnay und der roten Pinot Meunier (Schwarzriesling) ist die Pinot-Noir-Traube der wichtigste Bestandteil des weltweit festlichsten und wohl einem der kostbarsten aller Getränke. Der Anteil der Pinot-Noir-Rebe an der gesamten Champagner-Rebfläche ist mit 38% sogar am höchsten. Die beiden roten Rebsorten werden natürlich ohne Maischezeit gekeltert, wodurch der rote Farbstoff aus der Haut nicht in den Most übergehen kann. Sehr selten findet man auch roséfarbene Champagner, wo eine kurze Maischezeit für den Farbstoff ausschlaggebend war.
Die weltweite Bedeutung
Weltweit findet man – in gemäßigteren Weinanbaugebieten – mehr oder weniger gute Anbauversuche, wie beispielsweise in Kalifornien, Südafrika und vor allem auch in Neuseeland. Gerade dort, auf der uns gegenüber liegenden Seite des Globus, wurde der Pinot Noir-Anbau in den vergangenen Jahren wegen guter Ergebnisse vervielfacht.
Die Bedeutung des Deutschen Spätburgunders in der Welt
Deutschland mag zwar von seiner rein geografischen Fläche in der Welt keine besonders große Rolle spielen; ganz anders sieht es aber mit dem Anbau der besten Rotweine der Welt aus. Mengenmäßig liegt Deutschland beim Anbau von Pinot Noir auf Platz drei, hinter Frankreich und den USA. Anbauflächen sind zwar objektiv messbar. Mit der Qualität des Weines sieht es da anders aus. Geschmack ist – auch bei geprüften Verkostern – bis zu einem gewissen Teil subjektiv. Ist ja auch gut so, schließlich sind Verkoster immer auch Menschen, die einen Wein nach wie vor als Mensch mit persönlichem Geschmack beurteilen, oft weit jenseits von wissenschaftlich messbaren Daten. Daher vertraut man gern den vielen Sommeliers und anderen hochrangigen Testern. So zum Beispiel der Behauptung des Weinmagazins „Decanter“, die einen ausgezeichneten Ruf in der Fachwelt genießt. Dort wurden bei einer großen Verkostung erstaunliche Ergebnisse zugunsten von Spätburgundern aus Deutschland erzielt. Trotz starker Konkurrenz aus den weltweit anerkannten Pinot-Noir-Gebieten wie dem Burgund, stand am Ende der „Decanter World Wine Awards“ ein deutscher Wein als erster Sieger fest, nämlich das Große Gewächs 2005 aus der Lage „Dernauer Pfarrwingert“ von Werner Näkel aus dem Ahr-Gebiet (Rheinland-Pfalz). Auch die Große Goldmedaille des Schweizer Wettbewerbs „Mondial du Pinot Noir 2008“ ging an ein deutsches Weingut, nämlich an die Winzergenossenschaft Bötzingen am Kaiserstuhl.
„wein.pur“ hat deutsche Winzer zum Thema „Spätburgunder“ befragt. Und zwar jene, die es wissen müssen – Sieger der Blindverkostung. Spätburgunder ist demnach nicht nur mengenmäßig die wichtigste deutsche Rotweinsorte. Er ist auch das Rotwein-Aushängeschild in Bezug auf Weltklasse-Qualität. TS
Blauer Spätburgunder (weltweit besser bekannt als „Pinot Noir“)
Herkunft: Burgund; vermutl. Nat. Kreuzung aus Traminer x Schwarzriesling
Rebsortenmerkmale: mittelspäte bis späte Reife, sehr hohe Ansprüche an die Lage, - verträgt keine starke Hitze, braucht warme, fruchtbare, tiefgründige Böden, mittlere bis gute Erträge
Bestockte Rebflächen in Deutschland: 11800 ha (davon in der Pfalz allein rund 1500 ha; d.h. zweitgrößtes Anbaugebiet für Spätburgunder)
Aussehen: Unterschiedliche Farbintensität, bräunliches rubin- bis granatrot.
Aromen: Duftnoten von Kirschen, Erdbeeren, Holunder, Brombeeren Himbeeren oder Pfeffer.
Charakter: Milde Säure, etwas gerbstoffbetont. Mittelkräftig bis gehaltvoll.
Zuordnung zu Speisen: je nach Ausbauart und Geschmacksrichtung ideal für allerlei Wild- u. Geflügelgerichte, aber auch Gebratenes und Geschmortes, sowie kräftige Käsesorten.
Empfohlene Temperatur: ca. 16 – 18° C.
Tipp: Je körperreicher, intensiver und älter der Wein, desto wichtiger ist das Dekantieren und damit der Kontakt mit Sauerstoff. Die Zeit fürs „Atmen“ des Weins jedoch nicht stundenlang, sondern nur wenige Minuten; sonst baut vor allem ein sehr alter Wein zu stark ab.