Frühburgunder – gefährdetes Mitglied der Burgunderfamilie
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Einer der ältesten Kultureben wäre in den 60er Jahren beinahe ausgestorben, doch dank der Forschungsanstalt Geisenheim, die verbesserte Klone schuf und kultivierte, und dem Verein „Slow Food“, der den Frühburgunder in seine „Arche des Geschmacks“ aufnahm, bleibt uns diese Rarität erhalten.
Der Name des Frühburgunders, auch blauer Frühburgunder genannt, gibt keine großen Rätsel auf. Die Reife dieser Burgunderrebsorte ist einfach zwei Wochen früher als die des Spätburgunders. Einige Synonyme wie „Frühes Möhrchen“, „Frühtraube“ oder „Frühreifer schwarzer Burgunder“ weisen auf die frühe Reife der Rebsorte im August hin. Aber auch Namen wie „Jakobstraube“ oder „Pinot Madeleine“ erinnern an den frühen Reifebeginn, da sie sich auf die Jahrestage dieser Heiligen Ende Juli beziehen.Herkunft
Frühburgunder ist eine Mutation, die aus dem Blauen Spätburgunder entstanden ist und somit zur Familie der echten Burgundersorten zählt. Der Frühburgunder ist eine der ältesten Kulturreben. Die Weine des Frühburgunders werden durch die kleineren Beeren und die gleichzeitig dickere Schale geschmacksintensiver als die des Spätburgunders, da vor allem in der Schale der Weintrauben die Geschmacksstoffe sitzen.
Durch die kleineren Beeren ist beim Frühburgunder jedoch mit einem geringeren Ertrag zu rechnen. Auch seine geringe Blütefestigkeit, die schon vor der Reife für erheblichen Ausfall sorgt, sengt den Ertrag noch einmal erheblich.
Dazu kommt noch, die Anfälligkeit gegen die Blattrollkrankheit und eine stärkere Verrieselungsneigung. Diese Faktoren führten in den 60er Jahren dazu, dass der Frühburgunder vom Aussterben bedroht war und in Deutschland gerade noch auf 15 Hektar kultiviert wurde.
Rettung des Frühburgunders
1970 nahm sich die Forschungsanstalt Geisenheim dem Frühburgunder an und erweckte ihn zu neuem Leben, indem sie einen systematischen Klonenaufbau betrieb. In diesen Testreihen wurden virusgetestete und leistungsfähige Klone gezüchtet, deren Verrieslungsneigung deutlich reduziert war. Auch hatten sie eine geringere Anfälligkeit gegen die Blattrollkrankheit und besaßen eine gute Blütefestigkeit, was die Ertragsmenge erheblich steigerte. Damit wurde der Frühburgunder wieder neu belebt und für die Winzer wieder attraktiver. Heute wird er vor allem an der Ahr, in Rheinhessen und der Pfalz auf insgesamt 260 Hektar wieder angebaut.
Erhaltung durch Slow Food
Um diese alte Kulturrebe weiterhin zu schützen, wurde der Frühburgunder von der Ahr 2005 von der Vereinigung „Slow Food“ als „regionaltypische Kulturpflanze“ in die „Arche des Geschmacks“ aufgenommen. „Slow Food“ steht insbesondere für die Erhaltung der biologischen Vielfalt sowie der regionalen Geschmacksvielfalt und wurde als Gegenbewegung zur Ausbreitung von Fastfood und dem Verlust der Esskultur gegründet. Die „Arche des Geschmacks“ ist ein Projekt von „Slow Food“, dass lokale und regionale Lebensmittel, aber auch Nutztier und Nutzpflanzenarten sowie typische Gerichte, die in der Gefahr stehen „auszusterben“ erhalten möchte. Da der Frühburgunder zu einer der ältesten Kulturreben zählt und besonders an der Ahr durchgehend angebaut wurde, ist diese Rebsorte ein schützenswertes Kulturgut, das zudem auch die Region geprägt hat und somit ein passender Passagier dieser Arche.
Geschmack und Aroma
Aber nicht nur wegen seiner Geschichte und der Rarität dieser Rebsorte sind die Weine des Frühburgunders so sehr begehrt. Durch seine kleinen Beeren und die dicke Schale werden die Weine, wie bereits erwähnt, besonders geschmacksintensiv. Gehaltvolle, kräftige und zugleich samtige Weine entstehen dadurch aus dieser Rebsorte. Seine Farbe ist meistens ziegel- bis dunkelrot und die Aromen von Kirsche, schwarzer Johannisbeere, Brombeere, Mokka, Himbeere und teilweise dezente Rauchnoten überzeugen jeden Weinkenner. Die angenehme Würze und die milde Säure geben dem Wein des Frühburgunders eine besonders angenehme Geschmacksnote. Der Frühburgunder wird deshalb gern im Barrique ausgebaut. Als Verschnittpartner veredelt er jeden Wein und gibt ihm zudem seine außergewöhnlich kräftige, rote Farbe.
Passt zu...
Da die Weine des Frühburgunders besonders kraftvoll sind, passen sie gut zu Wildbraten oder Lammkeulen, aber auch mit Käse, der scharf und würzig ist, harmonieren sie sehr gut.
Fisch und Spargel werden durch einen Frühburgunder ebenfalls elegant begleitet (siehe unser Wein&Fisch-Bericht). Aber besonders zu kräftigen Fleisch- und Wildgerichten kann der Frühburgunder sein volles Aroma beisteuern.
JM