Biowein - charaktervolle Weine mit gutem Gewissen genießen
©DWI
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Das Interesse an naturnah angebauten Weinen nimmt zu. Im Vordergrund stehen dabei nicht formelle Bio-Zertifikate, sondern der schonende Umgang mit der Natur, das Ideal der Nachhaltigkeit und die bestmögliche Weinqualität.
Bei dem vierten internationalen Biowein-Preis „Mundus Vini Bio Fach 2013“ im Dezember 2012 wurden insgesamt 240 Bioweine mit Medaillen ausgezeichnet. Die Einreichungsquote war in diesem Jahr rund 10 Prozent höher als im vergangenen Jahr, was die wachsende Bedeutung des ökologischen Weinbaus zeigt. Deutschland belegte mit 50 Medaillen den zweiten Platz hinter Frankreich. Dass der ökologische Weinbau in Deutschland an Bedeutung gewonnen hat, kann man vor allem an dem großen Anteil von Biowinzern im Verband der Prädikatsweingüter (VDP) erkennen. Fast 30 % der VDP-Winzer bauen ihren Wein ökologisch an oder sind dabei auf ökologischen Weinbau umzustellen.
Aber welche Kriterien muss ein Betrieb eigentlich erfüllen, um Biowein produzieren zu können, wie wird man zum Biowinzer, welche Ziele verfolgt der ökologische Weinbau und was macht Biowein für den Verbraucher interessant?
Der Weg zum Biowinzer
Das Konzept für den ökologischen Weinbau wurde bereits in den 1960er Jahren entwickelt. Aber erst seit 1991 gibt es einheitliche EU Vorschriften für Biowein. Die EG-Öko Verordnung legt die Kriterien fest, wie und unter welchen Umständen der Weinbau im Weinberg umgesetzt werden darf, so dass er als ökologischer Weinanbau gilt. Für den Weinausbau im Keller gibt es seitens der EU noch keine einheitlichen Vorschriften, allerdings wird diese Lücke von den ökologischen Anbauverbänden wie Bioland, Ecovin, Demeter oder Naturland, denen die meisten Biowinzer beitreten, geschlossen. Die EU-Richtlinien für ökologischen Landbau sind lediglich der Mindeststandard an den sich Biowinzer halten müssen. Zuerst werden sie jedoch nach der EU-Verordnung zertifiziert. Voraussetzung dafür ist die Bestätigung für die Einhaltung des ökologischen Weinbaus durch unabhängige Kontrollstellen. Zusätzlich streben jedoch die meisten Winzer eine Zertifizierung durch einen ökologischen Anbauverband wie die oben genannten an, deren Richtlinien meist strengere Regeln für den Anbau und Ausbau des Bioweines vorgeben.
Kriterien und Ziele des ökologischen Weinbaus
Die Richtlinien für den Anbau und Ausbau von Biowein sind umfangreich und werden durch die verschiedenen Anbauverbände noch ergänzt und variieren deshalb in ihren Details. Deswegen sollen hier nur die wichtigsten Kriterien und Ziele des ökologischen Weinbaus dargestellt werden.
1. Düngung und Pflanzenschutz
Im ökologischen Weinbau wird auf den Einsatz von Kunstdünger verzichtet. Nur langsam wirkender organischer Dünger wie Kompost oder Mist ist gestattet. Der Biowinzer verzichtet auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel, um das Gleichgewicht des Ökosystems Weinberg nicht zu stören. Statt dessen werden die natürlichen Feinde der Schädlinge durch die Begrünung des Weinbergs gefördert. Die Widerstandskraft der Reben wird durch Spritzbrühen auf Kräuterbasis und Präparaten aus Tonerde und Algenextrakten gestärkt. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, können auch anorganische Pflanzenschutzmittel wie Schwefel- und Kupferpräparate in geringen Mengen eingesetzt werden.
2. Begrünung des Weinbergs
Die Begrünung des Weinbergs dient einem der wichtigsten Ziele des ökologischen Weinbaus: der Aufhebung der Monokultur im Weinberg und die Umwandlung in eine Polykultur. Die biologische Vielfalt wird durch die Einsaat von Gelbklee, Klatschmohn, Gräsern oder Phacelia zwischen den Reben erreicht, die dem Boden Stickstoff zuführen und auch als Bienenweide dienen können. So wird eine hohe Artenvielfalt und zugleich ein umweltfreundliches Düngen des Weinberges erreicht. Durch die Begrünung, eine schonende mechanische Bodenbearbeitung und das organisches Düngen wird zudem ein weiteres wichtiges Ziel des ökologischen Weinbaus, die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, gewährleistet.
3. Sortenwahl
In der Auswahl der Rebsorte ist vor allem die Standorteignung und die Widerstandskraft der Rebe zu berücksichtigen. Insbesondere pilzfeste Rebsorten wie z. B. Regent werden beim ökologischen Weinbau empfohlen. Aber auch klassische Rebsorten wie Riesling und Spätburgunder werden bevorzugt angebaut. Genmanipulierte Pflanzen, egal ob Rebsorten oder Pflanzen der Begrünung sind generell verboten.
4. Verarbeitung
Seitens der EU-Richtlinien gibt es zur Verarbeitung nur wenige Richtlinien. Von den Anbauverbänden wurden jedoch einige Kriterien für die Verarbeitung von Biowein aufgestellt. Zunächst einmal dürfen natürlich nur Trauben verarbeitet werden, die aus dem Ökologischen Anbau gewonnen wurden. Ein wichtiges Merkmal von Biowein ist, dass bei der Verarbeitung so wenig wie möglich schwefelige Säure eingesetzt wird und die Anreicherung und Entschweflung der Süßreserve verboten ist. Auch der Einsatz gentechnisch veränderter Mikroorganismen und Behandlungsstoffe, die bedenklich für Umwelt oder Gesundheit sind, gilt es zu vermeiden.
Was spricht für Biowein?
Biowein bedeutet nicht unbedingt gleich Spitzenwein. Allerdings spricht einiges für die Qualität von Bioweinen. Durch die Reduzierung des Traubenertrags im Weinberg, werden die Trauben gehaltvoller und extraktreicher, da sich so die Inhaltsstoffe auf weniger Traubenmasse verteilen. Dieser Schritt ist sowohl bei der Gewinnung von Spitzenweinen als auch im ökologischen Weinbau von immenser Bedeutung. Im Bioweinbau wird durch den regelmäßigen Schnitt der Rebsorte der Befall von Krankheiten oder durch Schädlinge vorgesorgt bzw. entgegengewirkt und gleichzeitig der Traubenertrag reduziert, wodurch eben auch eine hohe Qualität des Weines erreicht wird. Außerdem kann man bei Bioweinen das Terroir (Lage, Boden, Klima u.v.m.) deutlicher erkennen, als bei anderen Weinen, da durch den Verzicht auf künstlichen Dünger der Rebstock vermehrt die Nährstoffe im Boden sucht und so diesen und das Gestein auf dem er wächst viel besser zeigt als künstlich gedüngte Rebsorten. Deshalb sind Bioweine besonders charaktervolle und ausdrucksstarke Weine, die ihr Terroir auf harmonische Weise spiegeln. Zudem sind Bioweine bekömmlicher als andere Weine, da sie weniger geschwefelt sind. Kopfschmerzen und Übelkeit, die bei einer Schwefelempfindlichkeit beim Genuss eines Weines entstehen können, sind beim Genuss von Biowein kein Thema.
JM