Barrique — Weißwein aus der Eiche
©DWI
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Sie wird immer noch von einigen Weinkennern als „Modewein“ bezeichnet, die Art des Ausbaues im Edelholz eines Rot- oder Weißweins.
In dieser Bezeichnung steckt wohl ein wenig Spott. Verständlich wird diese Anklage dann, wenn es zuviele Winzer gibt, die meinen, der Vermarktung und dem damit verbundenen Verkaufspreis ihrer Erzeugnisse durch allzu übertriebenen und sorglosen Umgang mit Eichenholz Vorschub leisten zu müssen. Dann nämlich fehlt der Sinn für eine gekonnte, dezente Herangehensweise an das sensible Thema. Denn ein hervorragender, gepflegter Wein entsteht schließlich durch weit mehr Finesse, Know-How und Fingerspitzengefühl als allein durch den bloßen Einsatz von Eichenfässern – schlimmer noch: durch den Einsatz von Holzchips, der leider seit einigen Jahren erlaubt ist. Verständlich wird dann auch, dass es Weinkenner gibt, die sagen: „Ich will Wein trinken und kein flüssiges Holz.“
Röst- und Vanillearomen
Wie wir bereits in unserem ersten Bericht schrieben, wirken die Verwendung ausgewählter Traubenqualitäten, der Einsatz neuer Barriquefässer, die Lagerzeit der Weine und viele andere Faktoren auf den im Barriquefass ausgebauten Tropfen ein. Natürlich sind dies in den meisten Fällen Rotweine, aber auch einige Weißweine, allen voran die Burgundersorten, wie Weiß- und Grauburgunder und ganz besonders Chardonnay, eignen sich für den Ausbau im edlen Holz. Voraussetzung hierbei ist natürlich, dass das Ausgangsprodukt, also der Most, den man für den Barrique-Ausbau verwenden möchte, von ausgesuchtester Qualität ist. Dass diese überaus aufwendige Prozedur schlussendlich aber auch ihren Preis hat, versteht sich von selbst. Gelungene Barriqueweine betören nicht nur mit den Fruchtaromen der Traube, sondern auch mit den Röst- und Vanillearomen des Holzfassausbaus.
Hier ist ganz besonders hohes Geschick und Fleiß des Winzers gefordert. Nicht nur muss das Lesegut höchste Erforderungen erfüllen, wo das Beste gerade gut genug ist, sondern auch die Art der Toastung der Fässer, über die Auswahl des Holzes, bis hin zu der Zeit, die der Wein in den Fässern jeweils reifen soll, obliegt der Kunst des Kellermeisters. Zuviel kann hier genauso schlecht wie zuwenig sein, der Winzer entscheidet, ob der Wein durch das Holz an Finesse und Komplexität gewinnt, oder ob er unangenehm davon maskiert wird. Bei der Auswahl des Holzes gilt Amerikanische Eiche übrigens als besonders aromatisch und eignet sich zum Ausbau intensiverer Weine aus Sorten wie Syrah oder Cabernet Sauvignon. Die edle französische Eiche unterstützt die Struktur und die Aromatik der Weine dagegen subtiler und ist somit vielleicht eher für den Weißweinausbau geeignet. Übrigens findet man bei Weißweinen vermehrt den Einsatz von Pfälzer Eiche. Ebenso wichtig wie die Herkunft des Holzes ist aber auch deren Lagerung und Verarbeitung, erst recht der bereits erwähnten Toastung, also der Behandlung der Innenseite des Fasses mit Feuer für eine spezielle Aromatik, die später in den Wein übergehen soll.
Beispiel für einen gekonnten Umgang mit Weißwein:
„Das Ende der Fahnenstange“, eine deutsche Redewendung und gleichzeitig die treffendste Beschreibung für den Weißburgunder. Das Ende der Fahnenstange ist erreicht – es geht nicht mehr höher, besseren Weißburgunder kann man sich aus dem Jahrgang 2015 nicht denken. Voraussetzung ist: vorbildliche Weinbergsbewirtschaftung und selektive Lese der besten, ausgereiftesten Traubenabschnitte. diese Vorgehensweise ergibt vollreife, goldgelbe Trauben. Nach der schonenden Pressung kommt der Saft umgehend in ein neues 500 l-Fass sowie zwei Barriquefässer und vergärt mit Spontanhefe, die sehr lange Zeit von September 2015 bis Januar 2016 braucht. Diese sehr langsame Gärdauer trägt noch dazu bei, dass der Wein noch etwas an Fülle zulegt. In der Nase zeigt „das Ende der Fahnenstange“ Aromen von Heu, Stroh, frischem Brioche, Honigmelone und ein Hauch Maracuja. Im Gout ist er „mouthfilling“, einerseits eher opulent, gleichzeitig aber auch fein, elegant und durchtrainiert. Trockenfrüchte, etwas Honig und Aprikose. Insgesamt wird er dominiert durch gelbfruchtige Geschmackseindrücke. Sehr langer Abgang. (Diesen Bericht lieferte uns Stefan Dorst, Weinmacher und -kenner.
Trinkempfehlung: Eher gut gekühlt trinken 6–10°C
Begleitung: Kräftige Fischgerichte, gegrillt oder gebraten, auch mit leichten sahnigen Saucen. Aber auch asiatisch orientierte Curry-basierte Gerichte, auch vegetarische, sollten perfekt passen.
TS