Alter Hammer in Speyer
Der älteste Biergarten in einer der ältesten Städte Deutschlands
Diesmal handelt es sich bei unserem Kultlokal um ein echtes Pfälzer Urgestein, nämlich der „Alte Hammer“ direkt an Speyers Rheinfront, mit „Blick zum Meer“, wie es ein Freund von mir ausdrückte. Gefühlte hundert Mal waren wir wohl schon hier gesessen bei einem kühlen Pils vom Fass oder einem süffigen Riesling; dazu meist etwas Zünftiges aus der Pfälzer Küche — alles zusammen wohl Grund genug für einen Kultlokal-Bericht.
Seit 1919 sitzt man traditionsgemäß in dem lauschigen Biergarten in Speyer unter einem riesigen, uralten Lindenbaum. Nicht nur Speyers Einwohner wissen seitdem dieses Kultlokal zu schätzen, lässt man sich doch hier in dieser gastronomischen Institution ein kühles helles vom Fass zapfen, sieht den vorbei schlendernden Passanten zu und beobachtet die Binnenschifffahrt, die gemütlich vorbei zieht. Dabei lässt man sich, je nachdem, wonach es gerade gelüstet, aus der Hammerschen Küche entweder sommerlich-Leichtes oder auch deftig-Pfälzisches servieren.
Dass der Alte Hammer Kultstatus hat, ist auch weithin bekannt. Es gibt wohl kaum jemanden im Großraum zwischen Heidelberg, Neustadt und Karlsruhe, der diese Lokalität noch nicht besucht hätte. Passiert man die Rheinbrücke von Hockenheim kommend, erblickt man den Alten Hammer, wie er sich stolz an der Rheinfront im Vordergrund präsentiert – darüber thront sozusagen der Dom. Allein schon diese Tatsache ist einen Besuch wert. Das Ambiente ist somit nur sehr schwer zu überbieten. Wenn dann noch die Küche ihr Übriges tut, kommt das alles schon sehr nahe an paradiesische Umstände heran.
Apropos Küche: Ein Blick in die Speisekarte eröffnet ein aufgeräumtes Konzept, welches – wen wundert‘s? – Ausgesuchtes aus der deftigen Pfälzer Küche offeriert, aber auch Pfiffige Ideen aus Deutscher Küche. Dass man es gewohnt ist, dem Gast in jeder Hinsicht entgegen zu kommen, finden sich hier auch Leckerbissen speziell für Kinder, Senioren und auch für Vegetarier. Ach ja, eine spezielle Auswahl an Salaten darf in einem Biergarten selbstverständlich auch nicht fehlen. Es findet sich in der Hammerschen Küche ein bodenständiges Sammelsurium an Leckereien quer durch die gute deutsche, bürgerliche Art von Speisenzubereitung.
Ein Wort zu der Preisgestaltung, die für unsere Wahrnehmung höchst unauffällig daher kommt. Salatteller von 8,70 bis 10,20, Hauptgerichte von 6,90 für einen Wurstsalat – übrigens nach eigenen Angaben der „Klassiker“ im Hammer – bis hin zu einem Rumpsteak in verschiedenen Ausführungen bis maximal 18,90 Euro. Kinder und Senjoren sind mit 3,80 für einen Pumuckl-Teller bis zu 8,20 für ein Putensteak vom Grill dabei. Alles in Allem also bezahlbar auch für Familien mit Kindern, kein Wunder also, dass tatsächlich der „Familienanteil“ der Gäste vergleichsweise sehr hoch ist. Das Publikum, welches sich unter der Linde (und natürlich auch in den tollen Gasträumen!) versammelt, ist ohnehin sehr breit gefächert. Buchstäblich von Jung bis Alt findet sich hier ein.
Eigentlich schon nachvollziehbar, dass die Hammersche Belegschaft sich weigert, Reservierungen für den Biergarten vorzunehmen. Wenn man, wie wir heute am frühen abend es getan haben, spontan vorbeikommt, weiß man auch, warum. Buchstäblich jeder der geschätzt fünfzig Tische ist voll besetzt, daher stehen im Mittelgang permanent wartende Gäste. Man setzt sich also an einen bereits teilbesetzten Tisch nach guter Pfälzer Art einfach dazu. Genauso machen wir es auch. Bei einer jungen Familie sind noch zwei Plätze frei. Ein nettes Kennenlern-Gespräch ist ein angenehmer Nebeneffekt in dieser typisch Pfälzischen Institution. Wir zeigen uns natürlich besonders weltmännisch-offen gegenüber den Reisenden, die ursprünglich aus Sachsen stammen und haben somit die einmalige Chance, ein paar wissenswerte Tipps weiter zu geben.
Auf der Tageskarte findet sich heute übrigens Gulasch mit hausgemachten Spätzle, außerdem ein Salat mit Scampi-Spieß und auch T-Bone-Steak. Unser erwähnter Sächsischer Tischgenosse hatte gerade einen gehäuften Teller dieses Gulasch leer geputzt und sah äußerst satt und zufrieden aus. Meine Frage an ihn, wie es denn geschmeckt hätte, war eigentlich völlig überflüssig. Ich ließ nicht unerwähnt, einen ebensolchen Teller bereits im vergangenen Jahr hier genossen zu haben und war ebenfalls äußerst angetan davon. Es sah ganz so aus, als ob die Küche an dem äußerst delikaten Rezept nichts geändert hat.
Heute jedoch entscheide ich mich für das Schweinerückensteak „Hubertus“ mit Waldpilzrahmsauce und Spätzle (9,90, siehe Bild oben), dazu einen extra Beilagensalat (3,60). Meine Begleitung wählte das „Pfälzer Dreierlei“ (9,90, siehe Bild unten). Man lässt im Übrigen lobenswerterweise die Lieferanten der Wurstwaren in der Karte nicht unerwähnt, es sind ausnahmslos namhafte Metzgereien. Und das schmeckt man auch. Alle Zutaten und Zubereitungen waren, gemessen an dem Küchenkonzept, auf tadellosem Niveau. Und dass ein Rückensteak vom Schwein auch mal etwas herzhafter im Biss ausfallen kann, ist ja auch keine große Überraschung. Die Pilzrahmsauce schmeckte angenehm intensiv nach frischen Pilzen, die Spätzle (natürlich) hausgemacht und wie bei Muttern. Der Service agierte äußerst umsichtig und schnell – dabei trotzdem immer ein Lächeln auf den Lippen. Nebenbei erfahren wir, dass heute krankheitsbedingt eine Servicekraft ausfiel – und man managte trotzdem alles vorbildlich! Was will man eigentlich mehr?
Fazit: Ambiente, Küchenkonzept und Service sind ausnahmslos auf vergleichsweise sehr hohem Niveau. Das Preis - Leistungs - Verhältnis ist hervorragend. Unserer Meinung nach hat der „Hammer“ seinen Kultstatus echt verdient.
Fotos und Text Thomas Steinmetz
Alter Hammer
Leinpfad 1c | 67346 Speyer
Telefon 06232 - 7 55 39