Die Olive
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Schon in der Bibel wurde der Olivenbaum sehr oft erwähnt – als Symbol für Heiligkeit, Kraft, Weisheit und als Sinnbild der Wiedergeburt und des Neuanfangs. Nach der Sintflut, als Noah auf der Arche von Wasser umgeben war, schickte er eine Taube los, welche dann mit einem Ölzweig im Schnabel zurückkam.
Er galt – und gilt – als Zeichen der Hoffnung: die Erde grünt wieder, das Leben kehrt zurück. Die Türen im Tempel Salomos waren aus widerstandsfähigem und begehrtem Olivenholz und sogar der berühmte Dichter des antiken Hellas hat diesen Baum als unbezähmbar und unsterblich bezeichnet. Jesus suchte im Garten Gethsemane am Abend seiner Verhaftung unter Olivenbäumen Fürsprache mit seinem Herrn. Bei den olympischen Spielen der griechischen Antike bekamen die Kämpfer einen Kranz aus Olivenzweigen als Zeichen des Sieges überreicht.
Doch kommt dem Olivenbaum nicht nur symbolische und klassische Bedeutung zugute, auch beim Thema Gesundheit und Ernährung hat er die Nase ganz weit vorne. Besonders in den Mittelmeerländern fällt es auf, dass die Bewohner so manches etwas ruhiger und gelassener angehen als unsereins. Da nimmt man sich noch Zeit zum Kochen, zum Essen, zum Genießen. Es geht nicht nur ums schnelle Sattwerden - Essen wird zu einem verbindenden, kommunikativen Erlebnis und ist damit Ausdruck der Lebensfreude. Die ungezwungene Lebensweise ist sicher auch ein Grund dafür, dass die Bewohner der Mittelmeerregion nicht so häufig an Herz- Kreislauf- Erkrankungen leiden wie wir. Auch die Lebenserwartungen sind hier im Schnitt höher als in den nordeuropäischen Ländern. Das hängt nicht nur mit der Siesta, dem leisen, beruhigenden Rauschen der Meereswellen und der warmen Sonne zusammen; die mediterrane Küche, die traditionell leicht, bekömmlich und abwechslungsreich ist, spielt hier keine unbedeutende Rolle beim Geheimnis um die Unbeschwertheit der Griechen, Spanier etc.
Der Olivenbaum ist sehr robust, benötigt wenig Wasser und viel Zeit zum Wachsen. Nach etwa acht Jahren lassen sich die ersten Oliven ernten. Der Baum kann mehrere hundert Jahre alt werden, im Einzelfall sogar über tausend Jahre. Die Wurzeln reichen bis zu sechs Meter in die Erde hinein und finden daher auch bei kärglichsten Verhältnissen noch ausreichend Wasser. Einzelne Olivenbäume können bis zu zwanzig Meter hoch werden, im Normalfall sind sie jedoch sehr viel niedriger. Im Schnitt trägt ein Baum im Jahr etwa zwanzig Kilogramm Oliven, was am Ende etwa drei bis vier Litern Olivenöl entspricht.Das Pflanzenöl wird aus dem Fruchtfleisch und dem Kern von Oliven gewonnen. Ein guter Olivenbaum braucht 20 Jahre, bis er richtig gute und vor allem auch viele Früchte trägt. Es gibt ungefähr tausend Sorten von Olivenbäumen. Je nach Bodenbeschaffenheit und Klima hat sich der Olivenbaum in den vielen verschiedenen Gegenden, in denen er angebaut wird, anders entwickelt. Es gibt sogar Sorten, die man nur in einem einzigen kleinen Dorf findet.
Die geschmackliche Qualität ergibt sich aus unterschiedlichen Faktoren, wie dem Zustand der Oliven, der Reife, Wasserversorgung beim Wuchs oder der Art und Dauer der Lagerung nach der Ernte bis zur Verarbeitung. Heute weiß man längst, dass Olivenöl besonders bekömmlich und gesund ist. Es wird zum Braten und Kochen, aber auch für kosmetische Zwecke, zum Beispiel Hautcreme, verwendet. Das Öl ist gesund wegen des hohen Anteils an einfach ungesättigten Fettsäuren; es wirkt sich positiv auf das Herzkreislaufsystem und den Fettstoffwechsel aus und verringert die Gefahr von Diabetes oder Krebs. Auch hat natives Olivenöl eine entzündungshemmende Wirkung.
Aber nicht nur seine Früchte strotzen vor Gesundheit, sondern in seinen Blättern steckt noch mehr Heilkraft. Dieses traditionelle Wissen war längere Zeit in Vergessenheit geraten, heute erleben Olivenblätter und Extrakte eine Renaissance. Und mittlerweile ist auch wissenschaftlich belegt, das Olivenblattextrakt ein wertvolles Heilmittel mit umfassenden Wirkungen darstellt.
Schon in der Zeit der Pharaonen hatten die Blätter des Olivenbaums ihren festen Platz unter den Medikamenten der Heilkundigen – das galt für das antike Griechenland ebenso wie für das alte Rom. Etwas später fanden sich die Olivenblätter im Behandlungskanon der Klosterärzte wieder. Hildegard von Bingen (1098 – 1179) ließ ihnen besondere Wertschätzung zuteilwerden. Die heilkundige Äbtissin behandelte unter anderem Beschwerden des Verdauungstraktes mit Tee von Olivenbaumblättern. Britische Ärzte z. B. behandelten an Malaria erkrankte Patienten mit einem Tee aus Olivenblättern. Die Wirkung wurde auf die bittere Substanz Oleuropein zurückgeführt, einer der wichtigsten Wirkstoffe der Olivenblätter. Er schützt den Baum vor Schädlingen und Bakterien und macht ihn damit so enorm robust und widerstandsfähig.
Erst viele Jahr später, in den 1960er Jahren, wurden dann hochkonzentrierte Extrakte gewonnen und systematisch auf ihre umfassenden Wirkungen hin untersucht und italienische Wissenschaftler stellten fest, dass Olivenblätter eine blutdrucksenkende Wirkung haben. Einige Jahre später fanden bulgarische Kollegen heraus, dass die Blätter die Blutgefäße weiten, deren Elastizität erhöhen und damit den Blutfluss verbessern – alles Eigenschaften, die sehr wichtig für die Gesunderhaltung von Herz und Kreislauf sind. Olivenblattextrakt ist außerdem die natürliche Alternative zu Antibiotika: Die Wirkstoffe aus den Blättern des Olivenbaums stimulieren die Immunabwehr und bekämpfen viele infektiöse Erkrankungen, ohne jene Nebenwirkungen und Risiken, die Antibiotika in der Regel mit sich bringen. Man sieht, der Olivenbaum ist von der Wurzel bis in die Blätter ein Jungbrunnen und kann sogar Alterungsprozesse verlangsamen. So regt vor allem Oleuropein die Bildung elastischer Fasern in der Haut an und führt zur Straffung bei Falten und Bindegewebsschwäche. SF