Wildkräuter – Baldrian und Mädesüß
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Baldrian und Mädesüß sind zwei der bekanntesten Wildkräuter, die uns im Sommer nicht nur mit ihren wunderschönen und herrlich duftenden Blüten verzücken, sondern auch einiges für die eigene Hausapotheke zu bieten haben.
Wenn im Sommer die Natur wieder in ihrer ganzen Pracht und Schönheit erblüht, streben auch die Wildkräuter wie Mädesüß oder Baldrian auf der Wiese, am Waldrand und an sonnigen Böschungen nach ihrer ganzen Blüte. Da zu Beginn der Blütezeit die Wirkstoffgehalte der Garten- und Wildkräuter am höchsten sind, lohnt es sich gerade jetzt auf Sammeltour zu gehen und sich mit den Kräutern des Sommers einzudecken.
Echter Baldrian
Echter Baldrian (valeriana officinalis) wird im Volksmund auch Katzenkraut, Hexenkraut oder Stinkwurz genannt. Katzenkraut deshalb, da der Geruch von Baldrian auf Katzen anziehend wirkt; Hexenkraut, weil die Menschen im Mittelalter dachten, dass man sich mit Baldrian vor bösen Geistern schützen könnte und unempfindlich gegen Hexenzauber wäre.
Biologie/Vorkommen
Der Echte Baldrian wird zur Familie der Baldriangewächse gezählt. Die Pflanze ist mehrjährig und wird bis zu 150 cm hoch. Aus dem gelbbraunen Wurzelstock wachsen bis zu 60 zylindrische Wurzeln.
Die Blätter des Baldrian sind unpaarig gefiedert und gegenständig angeordnet. In der Blütezeit von Juni bis August bildet der Baldrian hellrosa bis weiße Blüten aus, die einen starken süßlichen Geruch verströmen.
Echter Baldrian ist vor allem an Uferweisen, Flussböschungen, Waldrändern, Brachfeldern oder verlassenen Rasen zu finden.
Als Wildpflanze ist er in ganz Europa und den gemäßigten Regionen Asiens zu finden. Hauptanbauländer sind Indien, Mexiko und Polen, aber auch in Belgien, England, Holland, Osteuropa und in Deutschland wird Echter Baldrian als Kulturpflanze angebaut.
Inhaltsstoffe/Wirkung
Baldrian enthält vor allem ätherische Öle wie Valerensäure oder Isovaleriansäure, die den Geruch des Baldrians bestimmen. Auch Valepotriate, Alkaloide sowie Gerb- und Schleimstoffe sind im Baldrian zu finden. Die beruhigende und schlaffördernde Wirkung wird zwar zum größten Teil auf die ätherischen Öle zurückgeführt, allerdings wirken diese nur im Zusammenspiel mit den anderen Inhaltsstoffe von Baldrian.
Traditionell wird Baldrian bei nervös bedingten Schlafstörungen und Unruhezuständen aber auch zur Steigerung des Leistungs- und Konzentrationsvermögens eingesetzt. Dabei wirkt Baldrian nicht wie ein typisches Schlafmittel, sondern mildert Einschlaf- oder Durchschlafstörungen erst nach 2 bis 4 Wochen. Schwangere und stillende Frauen sollten Baldrian allerdings nicht einnehmen.
Anwendungsgebiete
Baldrian kann als Tee, Tinktur, Presssaft sowie Trockenextrakt, Dragees, Kapseln aber auch als Badezusatz zur Bekämpfung von Schlafstörungen und Unruhezuständen eingesetzt werden.
Für einen beruhigenden Baldriantee braucht man nur einen Teelöffel Baldriandwurzeln mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen und das Ganze 10 bis 25 Minuten ziehen lassen.
Den Tee dann ein bis dreimal täglich vor dem Schlafengehen trinken.
Auch ein wohltuendes Vollbad mit Baldrian als Badezusatz kann einem dabei helfen den Stress und die Anspannung des Alltags zu vergessen. Baldrianextrakte können aber auch als Aromastoffe in Nahrungsmitteln wie Gebäck und Eis eingesetzt werden. Insbesondere wenn man Apfelgeschmackkomponenten erzielen möchte ist Baldrian ein gefragtes Aroma. Und obwohl Baldrian für uns im ersten Moment nicht unbedingt angenehm riecht, wird er doch auch in der Parfümindustrie eingesetzt, da in der richtigen Mischung moschusähnliche und balsamische Gerüche erreicht werden können.
Echtes Mädesüß
Echtes Mädesüß war neben Eisenkraut, Mistel und Wasserminze eine der heiligen Kräuter der keltischen Druiden. Im Mittelalter galt es als Heilmittel bei Geschwüren und wurde zur Reinigung der Galle eingesetzt. Mädesüß wurde aber auch wegen seinem süßlich-herben und angenehmen Geruchs gerne auf dem Holzfußboden ausgestreut, so dass sich der Duft im ganzen Haus verteilen konnte. Im frühneuzeitlichen England kochte man zudem die Blüten in Wein, um sie als Stimmungsaufheller zu trinken.
Der Name Mädesüß hat indessen nichts mit süßen Mädchen zu tun, sondern ist wohl eher auf die Bezeichnungen „Mahd süße“ und „Metsüße“ zurückzuführen. „Mahd süße“ , weil die Blätter und Blüten nach dem Mähen einer Wiese süßlich duften und „Metsüße“, da Honigwein (Met), mit Mädesüß aromatisiert wurde.
Biologie/Vorkommen
Das Echte Mädesüß ist in Bach- und Flussauen, auf nasse Wiesen, Flach- und Zwischenmoore, Bergwiesen und Auwäldern zu finden. In Europa sowie Nord und Mittelasien wächst das Echte Mädesüß als Wildkraut, allerdings nur in Gebieten unter 2000 Meter.
Das Echte Mädesüß gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceen) und ist eine ausdauernde Staude, die bis zu 150 cm hoch werden kann. In ihrer Blütezeit, die in Deutschland von Juni bis Juli reicht, entwickelt das Echte Mädesüß doldentraubige Blütenstände mit vielen cremefarbenen Einzelblüten. Besonders Abends verströmen die Blüten einen intensiven honig- bis mandelartigen Geruch. Wenn man die Blüten jedoch zerreibt riechen sie nach Salicylsäure.
Inhaltsstoffe/Wirkung
Der Geruch nach Salicylsäure hat einen ganz besonderen Grund. Das Echte Mädesüß ist ein leichtes Schmerzmittel, da es den pflanzlichen Vorgänger der Acetylsalicylsäure, die Salicylsäure, beinhaltet.
Bereits 1839 gelang es zwei deutschen Chemikern aus dem Echten Mädesüß, das damals noch als Spierstaude bezeichnet wurde, zum ersten Mal Salicylsäure, auch Spirsäure genannt, zu isolieren. Zusammen mit der Rinde der Weide war das Echte Mädesüß der einzige Lieferant dieses schmerzlindernden Stoffes. Erst als 1899 Hoffmann die Acetylsalicylsäure synthetisch herstellen konnte und das Aspirin geboren war, verlor das Echte Mädesüß seine Bedeutung. Aber dennoch ist der heutige Name des bekanntesten Schmerzmittels noch immer mit dem damaligen Lieferanten des Hauptwirkungsstoffes verbunden. Denn das „A“ in Aspirin steht zwar für Acetyl, das „spirin“ wurde aber vom Begriff Spirsäure, abgeleitet.
Durch die natürliche Salicylsäure wirkt das Mädesüß wie ein leichtes Schmerz- und Fiebermittel. Daneben wird ihm aber auch eine adstringierende (bessere Wundheilung), entzündungshemmende, harntreibende, krampflösende und schweißtreibende Wirkung nachgesagt.
Anwendungsgebiete
Mädesüß wird zur unterstützenden Behandlung bei einer Sommergrippe empfohlen, da durch die Einnahme von Mädesüß eine Schwitzkur durchgeführt werden kann und die Pflanze gleichzeitig fiebersenkend und natürlich schmerzlindernd wirkt. In der Naturheilkunde wird Mädesüß aber auch bei Rheuma, Nierenbeschwerden, Gicht, Hautkrankheiten, Kopfschmerzen und Harnwegsinfekten eingesetzt. Außerdem soll Mädesüß die übermäßige Produktion von Magensäure eindämmen und hilft deshalb auch bei starkem Sodbrennen. Am besten eignet sich hierfür ein Tee aus den Blüten der Pflanze. Dazu ungefähr 20 g Mädesüßblüten mit siedendem Wasser (150 ml) übergießen und nach 10 bis 15 Minuten abseihen. Den Tee dann ein bis dreimal am Tag trinken. Aber nicht nur als Heilpflanze kann das Echte Mädesüß punkten, sondern auch als Veredler von Speisen. Zum Aromatisieren von Süß- und Fruchtspeisen sowie Getränken eignet sich der süßlich-herbe Geschmack der Blüten besonders gut.
Jennifer Malchow