Nelken - mehr als nur ein Gewürz
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Weihnachtsduft, Weihnachtszauber, Weihnachtsbäckerei: Wer denkt da nicht auch an die vielen tollen Gewürze, die uns durch diese Zeit begleiten? Eines davon ist die Gewürznelke und dieses vielseitige Gewürz wollen wir Ihnen jetzt vorstellen.
Die Gewürznelke ist beheimatet auf den Molukken-Inseln (den sogenannten Gewürzinseln) und den südlichen Philippinen. Sie wird wegen des feuchtwarmen Klimas, das sie zum Wachsen benötigt, vermehrt in tropischen Ländern angebaut, wie Malaysia, Madagaskar, Pemba, Sansibar, Sri Lanka und Teilen Südamerikas. Die Insel Pemba, die mit Nelkengärten bedeckt ist, hatte sogar kurze Zeit zwei Nelkenknospen auf ihrer Staatsflagge prangen.
Das Gewürz gehört mit zu den ältesten der Welt
Bereits seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. wurde es von den Chinesen verwendet. Schon zu dieser Zeit hatte die Gewürznelke einen unschätzbaren Wert, sodass es nur der Oberschicht vorbehalten war. Im Mittelalter besaß Holland sogar das Monopol auf das gefragte Gewürz und trug mit zum Reichtum des Landes bei. Vorher beanspruchte Portugal dieses Recht. Damit ging einher, dass das Zentrum des Gewürzhandels von Lissabon nach Amsterdam wechselte. Auch heutzutage noch wird der meiste Anteil an Gewürznelken in Lissabon und Amsterdam umgeschlagen.
Der Gewürznelkenbaum kann bis zu 20 Meter groß werden und trägt gelblich-weiße Blüten mit rosa bis rot gefärbtem Kelch. Möchte man aus diesen jetzt schon recht würzig riechenden Blüten das spätere Gewürz herstellen, müssen diese sonnengetrocknet werden, sodass die charakteristische dunkelrote bis braune Färbung entsteht, die typisch für die Gewürznelke ist. Der kurze, etwas dickere Stiel wird meist nicht verwendet, da er sehr bitter ist, nur der sehr würzige Kopf wird benutzt. Dass Gewürznelken jedoch nur an Meeresküsten gedeihen und erst nach ca. 20 Jahren zu blühen beginnen, ist der Grund dafür, dass das Gewürz so wertvoll ist. Es ist eben viel Zeit nötig, um in den Genuss des äußerst aromatischen Gewächses zu kommen. Nach der Trocknung haben sie ein Drittel ihres Gewichts verloren und erinnern in ihrer Form an kleine Nägel. Diese Tatsache verleiht der Gewürznelke ihren Namen, „Nelke“ leitet sich aus dem mittelhochdeutschen Wort „negellin“ ab, was soviel wie „Nägelchen“ heißt, in diesem Falle eben „Gewürznägelchen“.
In den Blütenknospen ist viel ätherisches Öl enthalten, das sogenannte Eugenol, das maßgeblich den Geschmack und die Wirkung von Gewürznelken ausmacht. Drückt man mit den Fingernägeln auf die kleinen Knospen, so sondern diese das Öl ab. Daran erkennt man auch, ob die Knospen frisch sind. Gibt man Gewürznelken ins Wasser, sinken frische und hochwertige Nelken, während ältere auf der Wasseroberfläche schwimmen. Eugenol als eigener ätherischer Wirkstoff wirkt dem Wachstum von Pilzen, Bakterien und Viren entgegen. Auch ist es der Hauptgrund, dass Gewürznelken oder ihre Extrakte häufig in der Zahnmedizin verwendet werden. Eugenol und die ebenfalls in Gewürznelken enthaltene Oleanolsäure wirken betäubend, schmerzstillend und gegen Entzündungen, sodass sie Zahnschmerzen und Beschwerden im Mund- und Rachenraum lindern können.
Gerade in der bereits erwähnten Zahnheilkunde sind Gewürznelken ein fester Bestandteil, denn sie lindern und bekämpfen Zahnbeschwerden und dienen zudem der Mundpflege. Hierbei werden sowohl die Gewürznelke an sich als auch ihre ätherischen Öle, die im Nelkenöl vorhanden sind, verwendet. Gegen Zahnschmerzen und Entzündungen im Mund- und Rachenraum kann man sich entweder die „reine“ Gewürznelke an den schmerzenden Zahn legen oder Nelkenöl auf ein mit Wasser benetztes Wattepad träufeln und dieses an den Zahn halten. Nelkenöl sollte man immer verdünnen, da es die Eigenschaft besitzt, die Schleimhäute zu reizen. Da sie somit antibakteriell, desinfizierend und schmerzstillend wirkt, kommt sie auch in Mundwassern und Zahnpasta zum Einsatz. Gewürznelken werden in der Medizin generell gegen Beschwerden im Mund- und Rachenraum und im Magen-Darm-Trakt eingesetzt. Daher findet man sie in zahlreichen Magenbitter und Magen-Darm-Tees. Sie unterstützen u.a. den Heilungsprozess bei Verdauungsbeschwerden, stärken die Abwehr, töten Bakterien und Viren ab und fördern die Durchblutung.
Spanische Forscher haben zudem fünf Gewürze (Thymian, Salbei, Rosmarin, Oregano und Gewürznelken) miteinander verglichen und herausgefunden, dass in Gewürznelken der höchste Gehalt an Antioxidantien enthalten ist. Daher können Gewürznelken unsere Zellmembranen vor freien Radikalen schützen.
Gewürznelken oder Eugenol sind längst nicht nur in der Medizin schwer gefragt.
Auch die Kosmetik- und Parfümindustrie ist auf den „Geschmack“ von Eugenol gekommen. Gerade für würzige und orientalische Duftnoten oder für charakteristische Nelkentypen ist es eine sehr beliebte Zutat. Außerdem dient es u.a. als Hauptausgangsstoff bei der Herstellung von synthetischem Vanillin.
Natürlich sind Gewürznelken auch in der Küche sehr beliebt. Sie schmecken und riechen intensiv aromatisch und brennen auf der Zunge, verfügen dennoch über einen leicht süßen und gleichzeitig herben Geschmack. Ihr intensives Aroma sollte man nicht unterschätzen, da sie Speisen schnell mit ihrem Geschmack überlagern können. Es empfiehlt sich, die Gewürznelke am Ende der Garzeit herauszunehmen, um allzu geruchs- und geschmacksintensive Nuancen zu vermeiden. Wer den starken Geschmack gar nicht mag, sollte zum gemahlenen Pulver greifen. Beachten Sie aber, dass hier das Aroma schneller verfliegt als bei der getrockneten Variante. Geöffnetes Pulver kann man bei richtiger Lagerung dennoch sechs Monate lagern. Dunkel, vor Licht, Feuchtigkeit und Wärme geschützt, hat man auch an ganzen Gewürznelken lang Freude.
Bei uns werden vor allen Dingen Weihnachtsgebäcke wie traditionelle Lebkuchen, Früchtebrot oder Spekulatius, Punsche, Kompotte und Glühwein mit Gewürznelken aromatisiert und darf in der Winter- und Weihnachtszeit nicht fehlen. Da sie mit zahlreichen Gewürzen wie Pfeffer, Piment, Zimt, Kardamom, Lorbeer oder Ingwer gut harmonieren, ist ihre Verwendung äußerst vielfältig. Fleisch, Fisch, Geflügel, Wild, Suppen, Gemüse wie Rotkohl, Marinaden, Tees oder Currys – all das kann durch den einzigartigen Geruch und Geschmack der Gewürznelke aufgepeppt werden.
Aus der internationalen Küche sind Gewürznelken kaum mehr wegzudenken
Vor allem in der asiatischen Küche sind sie ein fester Bestandteil bei der Würzung diverser Speisen. Die Inder verwenden Gewürznelken in fast allen Gewürzmischungen (Quatre Épices, Garam Masala, Ras el Hanout und das chinesische Fünf-Gewürz-Pulver) und nutzen sie u.a. zur Aromatisierung von Reis, Currys und Tees, dem auch bei uns bekannten indischen Chai. Auch orientalischen Fleischgerichten werden Gewürznelken beigegeben. Auch Schokoladen erhalten neben der schon bekannten Verfeinerung durch Chili und Co. durch die Beigabe von Gewürznelken einen besonderen Kick. In Indonesien hingegen verwendet man das schmackhafte Gewürz weniger zur Würzung der Gerichte: Zigaretten, die sogenannten „Kretek“ oder „Nelkenzigaretten“, werden damit aromatisiert.
Svenia Oeder