Werner Knipser, wohl einer der bekanntesten Winzer Deutschlands, im Gespräch mit Rita Steinmetz vom pfalz-magazin
Die Fachpresse gehen die Superlativen aus, wenn es um die Leistungen des Winzerbetriebs Knipser geht. Immerhin gehören die Knipsers aus Laumersheim seit vielen Jahren zu den Ausnahmewinzern in Deutschland. Wir wollten es genauer wissen, deshalb haben wir nachgefragt...
Rita Steinmetz vom pfalz-magazin: RS; Werner Knipser: WK
RS: Herr Knipser, erzählen Sie einmal, wie alles begann damals!
WK: Als einer der ersten Winzer in der Region begann Heinz Knipser bereits 1948 mit der Flaschenweinabfüllung und Direktvermarktung an Privatkunden und Gastronomie. Mein Vater hat dann nach und nach ganz auf den Weinbau umgestellt. Anfang der 1970er Jahre habe ich dann gemeinsam mit meinen Bruder Volker dann gänzlich auf Weinbau umgestellt, der seither stetig vergrößert und intensiviert wurde.
RS: Sie und ihr Bruder Volker werden jetzt auch von Ihrem Sohn Stefan unterstützt. Also der Nachwuchs ist gesichert, zum Glück ist es bei den meisten Weingütern so, dass die Jugend nachrückt. Wer ist bei Ihnen denn eigentlich für welchen Bereich zuständig?
WK: (Lacht und zuckt mit den Schultern) Jeder schafft halt. (hochdeutsch: jeder arbeitet eben mit) Strenge Trennung gibt es bei uns nicht. Wenn es nötig ist, wird auch rund um die Uhr gearbeitet. Was im Weinbau versäumt wird, kann man auch nicht wieder wettmachen. Das geht schon im Januar/Februar los, also vor dem Austrieb im Frühjahr, mit dem Rebschnitt. Im März/April werden dann die Ruten gebunden und bis zur Ernte geht es so weiter, Laub wird entfernt, Trauben selektiert – es gibt eigentlich keine Pause im Weinberg.
RS: Schon frühzeitig haben Sie sich auch mit internationalen Sorten befasst. Sehr mutig für die damalige Zeit. Wie waren Ihre Erfahrungen damit, z.B. Cabernet Sauvignon, der Syrah und Merlot. Heute sind das ja längst etablierte Rebsorten bei uns. Wann begannen Sie denn damit?
WK: Das war so ab 1988. Wir pflanzten einfach zwischen unsere Spätburgunderreben diese exotischen Sorten einfach nur, um zu experimentieren und stellten fest, dass sich diese Sorten bei uns sehr wohl zu fühlen schienen.
RS: Seit Jahren zählen Sie zu den besten Weingütern, nicht nur in Deutschland, sondern sogar international. Im Eichelmann, Feinschmecker und Gault&Millau gab’s wieder Höchstbewertungen. Das macht Sie doch bestimmt sehr stolz?
WK: (winkt nur bescheiden ab) Es wird viel geschrieben, wir machen einfach nur unsere Arbeit, und wir versuchen, sie gut zu machen.
RS: Auf welchen Weinlagen wachsen eigentlich Ihre besten Weine?
WK: Unsere Weinberge erstrecken sich von der Freinsheimer Höhe bis an den Rand des nördlichen Nachbardorfes Dirmstein der Großkarlbacher Osterberg und Burgweg, Laumersheimer Kirschgarten, Kapellenberg und Steinbuckel und Dirmsteiner Mandelpfad. Die Weine aus dem sandigen Kapellenberg sind sandiger und filigraner, was vor allem beim Riesling klare Konturen und Finesse bringt. Vor allen Dingen die Kalksteine in den meisten Weinlagen sind ideal für Rotweinsorten und Burgunderfamilien, mit Spät, Weiß- und Grauburgunder sowie Chardonnay.
RS:Welche Raritäten können Sie uns besonders aus Ihrem Weinangebot empfehlen?
WK: Gelber Orleans, eine Rebsorte, die eigentlich auf Karl den Großen zurück gehen soll und früher in den besten Lagen des Rheingaus, in Rheinhessen und hier in der Pfalz verbreitet war. Da sie im 19. Jahrhundert fast völlig vom Riesling verdrängt wurde, hat sie es verdient, wieder ans Licht gebracht zu werden. Dann gibt es natürlich unseren Cuvée XR. Bei dieser Reservequalität handelt es sich um eine Selektion der besten Fässer der Bordeauxcuvée »Cuvée X«. Dieser Spitzenwein entsteht nur in den besten Jahrgängen. Bisher wurde Cuvée XR in den Jahren 2001, 2003, 2005, 2007 und 2009 erzeugt. Zumeist werden davon auch Großflaschen mit 3, 6 und 12 Liter Inhalt abgefüllt. Dieser Wein kommt erst 5 (!) Jahre nach der Ernte in den Verkauf… (Anm. der Red: Bei Blindverkostungen hat Cuvée XR schon häufig für Überraschungen gesorgt und bereits Chateau Mouton Rothschild auf die Plätze verwiesen.)
RS: Jetzt noch eine persönliche Frage, zu welchem Lieblingsgericht trinken Sie welchen Wein am Liebsten?
WK: Ich liebe Bratkartoffeln – dann brauch' ich sonst nichts mehr.
RS: Ich wünsche Ihnen auch weiterhin solchen Erfolg und vor allem Gesundheit.
WK: Vielen Dank, das wünsche ich Ihnen ebenfalls!
Fachpresse-Auswahl über Knipser:
- „Aus 2010 liefert Knipser Weißwein-Qualität, als ob es keinen schwierigen Jahrgang gegeben hätte.“ (Gault&Millau)
- „Die Kontinuität und Souveränität, mit der dieses Weingut seit Jahren bemerkenswerte Weine produziert, ist erstaunlich.“ (Der Feinschmecker)
- „Auch Syrah und Cuvée X sind wieder eine Klasse für sich.“ (Eichelmann)
Die Knipsers:
Seit 1876 ist die Familie Knipser in Laumersheim in der Pfalz ansässig. Hier bewirtschaftete man einen landwirtschaftlichen Gemischtbetrieb, wie er auch heute noch typisch für die Region ist. Neben Weinbau wurde auch Obst- und Ackerbau betrieben und die auf dem Hof gekelterten Weine wurden im Fass an den Weinhandel verkauft. Das war damals gang und gäbe, durch den Gemischtanbau hatte man pflanzliches Düngemittel, das man in den Weinberg einbringen konnte.