Boris Kranz von der Südpfalz-ConneXion im Gespräch mit Rita Steinmetz vom pfalz-magazin
Die fünf Individualisten Sven Leiner, Peter Siener, Volker Gies, Klaus Scheu und Boris Kranz betreiben mittlerweile zehn Jahre ein gemeinsames Projekt, die sogenannte „Südpfalz-ConneXion”.
Rita Steinmetz(RS) wollte Genaueres wissen und sprach mit Boris Kranz (BK)
RS: Dass sich Winzer untereinander kennen, ist nichts Besonderes, aber wie kamt ihr auf die Idee, die Südpfalz ConneXion zu gründen und warum?
BK: Kennen gelernt haben wir uns auf den Weintagen der SÜW im Frank-Loebschen Haus in Landau, das war im Jahr 1999. Der Eine hat den Anderen natürlich schon gekannt und gegenseitig „herum gereicht“, man solle dies oder jenes vom Kollegen mal probieren, weil jeder Einzelne so seine eigenen Ideen hatte, besser zu werden. Aber in der Gruppe geht das natürlich wesentlich einfacher als allein. Natürlich waren wir auch ein wenig inspiriert durch die „Fünf Freunde“. Dass wir ebenfalls fünf sind, ist hingegen eher Zufall. Es hat eben viel damit zu tun, dass wir fünf uns gegenseitig besonders gut verstehen und dass die „Chemie“ untereinander stimmt. Der Hauptgrund, sich zusammen zu tun ist einfach der, dass man in der Gruppe besondere Ambitionen hinsichtlich der Qualitäten viel einfacher durchsetzen kann als allein. Man probiert gegenseitig, ermutigt sich, diskutiert und pflegt den offenen Austausch.
RS: Ihr spornt Euch also auch gegenseitig an?
BK: Ja, natürlich. Beim Einen klappt vielleicht etwas ganz gut, und das hilft den Anderen. Sowas bringt alle einfach weiter. Dies trifft besonders zu, wenn man einmal einen Wein machen will, der ein wenig außerhalb des „Mainstream“ liegt. Es gibt uns nun mittlerweile zehn Jahre. Und es hat sich in den letzten Jahren viel getan. Wenn man vergleicht, was vor 20 Jahren hier in Deutschland an Wein gemacht wurde, hat fast keinen Weinjournalisten dazu bewogen, etwas darüber zu schreiben. Wenn es um Qualität ging, schrieb man über ausländische Weine wie Franzosen oder Italiener. Gottseidank ist hier vieles ganz anders geworden.
RS: Herzstück der Südpfalz ConneXion ist ein gemeinsam erzeugter Wein – der Gräfenhauser Spätburgunder. Dies ist ein beinah vergessener Edelwein, der von euch zu neuem Leben erweckt wurde. Wie kam es dazu?
BK: Sven Leiner gab die Idee. Wir waren alle recht schnell begeistert, ein gemeinsames Projekt zu meistern. In alten Büchern lasen wir, dass die Geschichte dieses Spätburgunders zurück geht bis ins 12. Jhdt. Es fiel uns auf, dass dort immer wieder der „Gräfenhausener Spätburgunder“ auftauchte. Dieser Wein wurde in einem Atemzug mit den Besten und teuersten der Pfalz erwähnt. Außerdem ist er eine der ältesten Spätburgunder–Standorte Deutschlands. Doch der Steilhang war damals sehr schwer zu bewirtschaften, so verschwanden nach und nach die Rebstöcke und der Weinberg geriet sehr lange Zeit in Vergessenheit.
RS: Stichwort Terroir. Jeder weiß, wie wichtig die Lage, der Boden und das Klima für guten Wein ist. Wenn man euch kennt, weiß man, dass dies ein Lieblingsthema von euch ist. Was ist aber nun so wichtig am Terroir, oder was ist so besonders am Terroir gerade hier in der Pfalz?
BK: Die Böden sind durch die Absenkung des Oberrheingrabens und der „Erhebung“ des Pfälzer Waldes entstanden und viele Abbruchkanten aus verschiedenen Zeitaltern kamen hervor. Wir haben also mehrere, markante Böden und Gesteine, die in der Pfalz vorherrschen. So sind weintechnisch ganz verschiedene Stile möglich. Ein Riesling z.B. je nachdem, ob er auf Kalk, Buntsandstein, oder auf dem Rot liegend angebaut wird, erhält eine ganz typische, eigene Aussagekraft.
RS: Apropos Riesling. Kann es sein, dass gerade der Riesling „anfällig“ für das Terroir ist und man bei dieser Rebsorte deutlicher als bei anderen die Ausprägung des Terroirs herausschmeckt? Mir kommt es vor, als wäre der Riesling eine völlig eigene Wissenschaft.
BK: Ja, genau. Beim Weißwein ist es der Riesling und beim Roten der Spätburgunder. Da zeichnet sich der Charakter besonders deutlich. Sicher ist der Riesling eine Wissenschaft für sich. Die Burgunder allerdings verstecken ein wenig mehr durch ihren Körper und ihren Schmelz. Das ganze hängt natürlich auch sehr stark mit dem Charakter des Rieslings zusammen.
RS: Wenn man euch so anschaut, seid ihr vom Typ her ganz unterschiedlich, aber die Zusammenarbeit scheint zu funktionieren, was sind eure Stärken? Ergänzt ihr euch vielleicht gerade deshalb so gut, oder gibt's auch mal Diskussionen?
BK: (lacht) Klar gibt es auch Diskussionen! Natürlich sind wir fünf Individualisten, wo jeder genau seine eigene Vorstellung hat, wie man seinen Wein macht. Abgesehen vom Terroir gibt es beim Wein natürlich auch die Handschrift des Winzers. Das macht das Ganze ja auch sehr interessant und lebendig. Aber wir sprechen über alles völlig offen und jeder respektiert den Anderen. Und genauso, wie wir unterschiedlich aussehen, so unterschiedlich sind auch unsere Weine.
©Archiv Boris Kranz
RS: Das ist ja auch sehr gut so! Der Lohn für eure Arbeit sind zahlreiche Auszeichnungen und Preise...
BK: Ja, sicher. Wir bekamen vom Stewart Pigott „Den kleinen genialen Weinpreis“ den Preis für die „Gruppierung des Jahres“. Unseren Gräfenhausener Spätburgunder geben wir aber überhaupt nicht weg zu Verkostungen und Bewertungen. Er ist so wie er ist. Es ist ja auch sehr schwierig, diesen sehr besonderen Wein mit anderen zu vergleichen. Außerdem sind hier die Mengen einfach zu klein. Übrigens sollte man sowieso bestimmte Bewertungen überdenken, besonders dann, wenn man übers bereits erwähnte Terroir geht. Es gibt so viele unterschiedliche Auffassungen und bei solchen Verkustungen existieren sehr oft gute Weine nebeneinander, wo man sehr schwer ein Urteil fällen kann, welcher denn nun der bessere ist. Ich will hier natürlich keinem Verkoster irgend etwas absprechen, aber ich bin der Meinung, dass man manchmal solche Verkostungen überbewerten kann.
RS: Was sind eure gemeinsamen Aktivitäten nach außen hin?
BK: Wir sind beispielsweise auf der Pro Wein in Düsseldorf! Das hätten wir, jeder für sich allein, gar nicht stemmen können. Das sind acht Messehallen mit Wein, wo wir einen Gemeinschaftsstand haben. Durch die Gruppe ist das überhaupt erst möglich. Wir sind mit dem eingeschlagenen Weg der besonderen Qualität aber noch längst nicht am Ende. Wir möchten uns immer weiter in die Richtung bewegen, jedes Jahr besser zu werden.
PS.: Der aktuelle Gräfenhausener Spätburgunder reift noch im Holzfass. Er wird gerade abgefüllt und kommt dann im Herbst auf den Markt. Erhältlich wird er in den Weingütern und im ausgewählten Fachhandel sein.
Die Südpfalz-ConneXion im Web:
www.weingut-kranz.de
www.gies-dueppel.de
www.weinhof-scheu.de
www.weingutsiener.de
www.weingut-leiner.de
www.suedpfalz-connexion.de
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