Die Deutsche Weinkönigin 2014/2015 im Gespräch
Janina Huhn, die Deutsche Weinkönigin 2014/2015, war ein ganzes Jahr dafür zuständig, den Deutschen
Wein im In- und Ausland zu repräsentieren. Damit war sie die 66. Deutsche Weinkönigin und gleichzeitig die 10. Königin, die aus der Pfalz kommt. Grund genug für uns, sie auf diese Zeit direkt und exklusiv zu befragen...
RS = Redakteurin vom pfalz-magazin Rita Steinmetz; JH = Janina Huhn
RS: Du bist nur noch zwei Monate im königlichen Amt und die Zeit vergeht bestimmt wie im Fluge. Wenn du auf das vergangene Jahr zurückblickst, kannst du sicher viel Spannendes berichten. Was waren für dich denn Highlights des letzten Jahres?
JH: Highlights, das ist immer so eine schwierige Frage, weil man einfach so viel in diesem einen Jahr erlebt. Und ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich manchmal durch meine Handyfotos gehen muss, und dann erst merke, was ich überhaupt so alles gemacht habe. Aber ein Highlight war definitiv Hongkong, wo ich acht Tage sein durfte, obwohl die meisten Aufenthalte dort nur etwa 4-5 Tage dauern. Sonst ist es ja so, dass man kaum ankommt und schon gehetzt ist, aber ich hatte glücklicherweise genug Zeit, mich ganz allein auf die Stadt und die Leute einzulassen. Ich hatte eine chinesische Führerin, die einen Engländer kennengelernt hatte, in England dann Weinbau studierte hat und wieder zurück nach Hongkong kehrte. Das fand ich besonders faszinierend, denn in Hongkong ist die Weinproduktion ja so weit entfernt von dem, was wir so kennen. Jetzt macht sie in Hongkong Weinwerbung für verschiedene Länder, unter anderem auch für Deutschland. Zu zweit haben wir viele Tastings und Seminare für Journalisten abgehalten.
RS: Und was sagst du zu dem Essen in Hongkong?
JH: Das Essen war sehr außergewöhnlich, mit Seegurke, Entenzunge und lebenden Garnelen – diese werden mit kochendem Alkohol übergossen, bis sie so besoffen sind, dass sie sich nicht mehr bewegen können, tja, und dann isst man sie eben. Ich hab mich aber nicht getraut, die haben mir zu sehr gezappelt. Aber im Grunde hab ich überhaupt keine Berührungsängste und habe fast alles gegessen, denn die chinesische Küche ist einfach so vielfältig und das Essen ist sehr günstig.
RS: Ich habe mir Teile deiner Biographie durchgelesen und bemerkt, dass du ja eigentlich gar nicht Weinbau studiert hast. Wie kam es denn dazu, dass du als Pfälzische Weinkönigin und später sogar als Deutsche Weinkönigin kandidiert hast?
JH: Ich hab Latein, Geschichte und Philosophie studiert, und in der Mitte des Studiums kam dann die Erkenntnis, dass ich das nicht auf Dauer machen kann und mir etwas anderes suchen muss. Da ich Zeit hatte, dachte ich mir, ich will jetzt mal etwas Neues ausprobieren, und wurde Bad Dürkheimer Weinprinzessin. Ich habe schnell gemerkt, dass mir das Produkt, die Weinbranche, die Zusammenarbeit mit den Menschen, und vor allem das Redenhalten auf der Bühne, Spaß machen. Ich habe Ehrgeiz entwickelt und versucht, in die Weinbranche reinzukommen, und wollte Deutsche Weinkönigin werden. Denn zur Wahl muss man sowieso, wenn man einmal Gebietsweinkönigin ist. Ich wusste, wenn ich noch einmal eine Krone abräume, sei es als Prinzessin oder als Königin, dann ist das meine Eingangstür, um mir beruflich eine Zukunft in der Weinbranche zu gestalten. Ich habe ja auch vorher noch ein Praktikum in einem Weingut in Bad Dürkheim gemacht.
RS: Eine Pfälzerin als Deutsche Weinkönigin – es wurde ja auch wieder mal Zeit. Katja Schweder war die letzte, und das ist acht Jahre her.
JH: Das stimmt. Wobei es Gebiete gibt, die seit den 70ern keine Weinkönigin mehr gehabt haben. Es geht aber einfach immer nur darum, welches Mädchen am Ende einfach überzeugender ist. Ich glaube aber, dass statistisch gesehen die größeren Gebiete teilweise bessere Chancen haben, da einfach mehr Mädels kandidieren. Wenn ich die Weinanbau-Gebiete besuche, dann sind manchmal andere Weinprinzessinnen mit dabei, aber wenn die Gebiete, die wir besuchen, recht klein sind, dann reise ich dort alleine hin. Ab und an ist auf meinen Besuchen einer vom Veranstalter mit dabei: Beispielsweise, als ich letzte Woche in Mailand war, war einer vom Rheinland-Pfälzischen Weinbau-Ministerium dabei, der die Weinprobe geplant hat und ich habe sie dann ausgeführt. So ergeben sich dann Reisegemeinschaften. In Kanada war es witzig, als eine Gruppe Winzer wochenlang mit mir auf den Verkostungsveranstaltungen dabei war, und ich schon am Flughafen immer die ersten Winzer kennenlernen konnte. So entsteht eine kleine Wein-Familie eben.
RS: Eine Weinkönigin ist ja die Repräsentantin des Deutschen Weines im In- und Ausland. Als Pfälzerin bist du bestimmt stolz auf unsere Weine. Was denkst du, worin die Stärke unserer Weine liegt? Hast du einen Lieblingswein?
JH: Die Stärke der Pfalz liegt in ihrer Bekanntheit als Urlaubsdestination. Viele Menschen haben das Image von einem sympathischen, bodenständigen Gebiet im Kopf, in dem man eine schöne Zeit verbringen kann. Wir haben ein tolles Wein-Tourismus-Konzept, das einfach besser ankommt als Kaffeefahrten. Was unseren Wein-Stil angeht, denke ich, dass vor allem die Kräftigkeit und Fülle von unserem Riesling sehr gut mit Speisen kombinierbar ist. Dieser Wein bietet so viele verschiedene Aspekte, und ein bisschen Alkohol als Rückhalt. Auch die Gegebenheiten unserer Böden machen die Weine zu etwas Besonderem. Die meisten Pfälzer Böden sind ja eher sandig, aber wir haben auch Buntsandstein, ohne den es so einen knackigen Riesling gar nicht geben könnte. Ich bin ja jetzt viel rumgekommen, habe viele Weinfeste besucht, und Weinwanderungen in vielen Gebieten mitgemacht, aber unsere Pfalz ist mit unseren historischen Ortskernen einfach einmalig. Aber ich muss gleichzeitig dabei sagen, dass ich von vielen anderen Anbaugebieten offen aufgenommen wurde und mich immer gut mit den Leuten vor Ort unterhalten konnte, und nicht nur über Weine, sondern auch politische Probleme, wie beispielsweise der Umgang mit der Flächenausweitung ab 2016. Man lernt Leute und Wein-Stil kennen, und man lernt immer wieder neue Sachen, wo wir in der Pfalz vielleicht sagen könnten ‚Och guck mal, die machen das eigentlich auch nicht schlecht‘.
RS: Du konntest ja jetzt sehr über den Tellerrand blicken und bist viel herumgekommen. Meine Frage wäre jetzt: Was hebt einen deutschen von einem ausländischen Wein ab?
JH: Zu allererst unsere Betriebsstruktur. Im Ausland sind die Weingüter meistens ziemlich groß und werden oft von Konzernen betrieben. Wir hingegen haben noch viele Familienweingüter, die noch einen persönlichen Familienbezug schaffen. Der Wein-Stil ist einfach komplett anders. Du wirst nie so fruchtige, spritzige, schön säurebetonte Weißweine wie bei uns in der Welt finden. Denn bei allen anderen ist es einfach zu warm. Niemand anderes auf der Welt kann so feine, edel-süße Spezialitäten machen. Die Kanadier werben ja so viel mit ihrem Eiswein, aber die werden nie dieses Spannungsverhältnis zwischen Fruchtsüße und Säure bekommen. Die haben ein ganz anderes Klima, es ist kontinental, da reifen die Trauben viel schneller, da es im Sommer viel heißer wird und im Winter eben viel kälter. Aber bei uns ist es gemäßigt, alles zieht sich etwas länger hin, und da kann einfach niemand mithalten. Das Problem ist halt, dass bei uns alles viel weniger ist als in anderen Anbauländern, und das wiederum macht es so schwierig, zu kommunizieren. Viele Weinexperten sind so begeistert von den deutschen Weinen und meinen immer wieder, man müsse der gesamten Welt davon erzählen, aber unsere Menge reicht einfach nicht aus, im Gegensatz zum beispielsweise französischen Wein.
RS: Am 2. Oktober wird die neue Pfälzische Weinkönigin gewählt. Hast du denn ein paar Tipps, wie sich die Kandidatinnen am besten auf die Wahl vorbereiten können?
JH: Mein größter und wichtigster Tipp ist, dass man trotz Druck unbedingt versuchen muss, an der Wahl Spaß zu haben. Nicht verkrampfen und immer man selbst sein, denn so etwas Cooles macht man so schnell nicht wieder. Es bringt nichts, sich in eine Rolle hineinzuzwängen. Aber das ist natürlich leichter gesagt als getan.
RS: Noch eine letzte Frage: Was denkst du, was den Ausschlag gegeben hat, dass du die Wahl zur Deutschen Weinkönigin gewonnen hast?
JH: Das erstaunliche war, dass ich im Gegensatz zu den anderen beiden Finalistinnen diejenige war, die eigentlich ziemlich fachfremd war. Ich denke, ich kann rhetorisch ganz gut mit meinem Wissen überzeugen. Wissen schön rhetorisch rüberbringen ist immer noch besser als viel Wissen zu haben, aber es nicht so schön rüberbringen zu können. Darum geht es bei dem Amt ja. Es geht ja nicht um tiefstes, önologisches Wissen, denn es interessiert keinen, wenn ich mich mit den ganzen chemischen Verbindungen auskenne. Ich denke, meine Natürlichkeit und dass ich eben auch mal einen etwas lockeren Spruch gebracht habe, haben auch geholfen. Am Ende der Wahl mussten wir alle eine emotionale Rede halten und erklären, wer unsere Vorbilder sind. Da wollten die vom Fernsehen noch ein letztes Herzschmerz-Gedöns hören, das die Zuschauer glücklich macht. Es ist ja alles eine Show, in die man sich hineinfügen muss, ohne an Authentizität zu verlieren. Die eine hat von ihrem Opa gesprochen, die andere hat irgendwelche Stars einbezogen, aber das kann ich nicht. Und Familie wollte ich auch nicht nennen, denn dann ist es wieder gleich dieser gezwungene Weinbaubezug, aber ich dachte, man muss nicht immer über Wein reden, denn es gibt auch noch andere Dinge im Leben. Ich hab dann einfach was ganz anderes gemacht: Ich hab davon erzählt, was ein Vorbild an sich für mich bedeutet. Nicht an eine bestimmte Person geheftet, sondern was für mich ein Vorbild überhaupt ist. Also nicht á la ‚Philipp Lahm ist mein Vorbild, weil er Weltmeister geworden ist'. Ich habe in meiner Rede auf zwei meiner Freunde angesprochen, aber ganz verschlüsselt, ohne Namen zu nennen. Der eine Freund saß im Publikum und hat dennoch gemerkt, dass ich ihn meine, und war offensichtlich sehr bewegt von meiner Rede. Das hat mich dann auch nochmal ziemlich gefreut.
RS: Vielen Dank Janina für das interessante Gespräch und alles Gute dir noch!
©Thomas Steinmetz
6 Fragen an Janina Huhn
...nach der berühmten Vorlage des Schriftstellers Marcel Proust
(1871–1922)
Wo möchtest du Leben ?
Natürlich in der Pfalz!
Welche Eigenschaften schätzt du an deinen Freunden?
Ein guter Ansprechpartner in allen Lebenslagen zu sein... gut zuhören können...
Was wäre für dich das größte Unglück?
Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich bin jetzt so zufrieden mit meinem Leben, ich habe so tolle Dinge erlebt, da verschwende ich keine Zeit übers Unglück nachzudenken.
Welche Fehler entschuldigst du am ehesten?
Unpünktlichkeit, weil das auch eine meiner eigenen Schwächen ist.
Was verabscheust du am meisten?
Falschheit, hinterm Rücken schlecht reden.
Lieber habe ich es, dass man mit mir offen und ehrlich redet.
Was ist dein Lebensmotto?
Keine Angst vor Entscheidungen – ein paar Kurven auf dem Weg zum Glück machen das Leben viel interessanter!