Erich Stachel im Gespräch mit Rita Steinmetz
©Archiv Stachel
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Diesmal ist unser Gesprächspartner der Winzer, Schnapsbrenner, Marathonläufer und Bergsteiger Erich Stachel aus Maikammer. Ein bisschen viel für einen gestandenen Mann von 65 Jahren? Das dachten wir auch, deshalb haben wir nachgefragt...
Rita Steinmetz vom pfalz-magazin= RS; Erich Stachel = ES
RS: Erich, seit wann läufst du Marathon? Bestimmt von Kindheitsbeinen an?
ES: (lacht) Nein, nicht ganz. Mein erster Marathon-Lauf war 1988 in Frankfurt, das war vor über 30 Jahren.
RS:Jetzt haben wir erfahren, dass du noch eine zweite Leidenschaft hast, nämlich das Bergsteigen – was eigentlich für uns „Flachlandtiroler“ doch eher ungewöhnlich ist. Wie kamst du eigentlich dazu?
ES: Nein, das war eigentlich anders herum. Übers Bergsteigen bin ich zum Laufen gekommen. Ein Freund hatte mich überredet, einmal eine Bergtour mitzumachen. Als wir das erste Mal über die Alpen sind, hat mein Freund gesagt, ich soll unbedingt Konditionstraining machen. So sind wir öfters auf die Kalmit hoch und wieder runter. Und dann bin ich das erste Mal Halbmarathon gelaufen (21km). Mein Freund sagte: „Wenn du schon Halbmarathon läufst, dann kannst du auch gleich richtiges Marathon laufen!“ Und seitdem habe ich das getan.
RS: Du hast, glaub ich, schon viele Touren unternommen. Wann warst du in Nepal?
ES: Vor zwei Jahren. Das Basislager vom Mount Everest befindet sich in 5300m Höhe, dann geht es hoch. Ich war nur am Basislager, weil ich einfach nur einmal den Berg sehen wollte. Dann läuft man tagelang und fragt sich: ,wo ist denn eigentlich nun dieser gewaltige Berg?' Irgendwann sagt dann der Sherpa: ,da oben!' Das ist dann schon ein erhabener, gewaltiger Anblick. In Mexiko war ich auch schon, am Orizaba. Mit dem Flugzeug bin ich dann paar Tage später darüber geflogen und wir haben unsere eigenen Spuren im Schnee gesehen – ich bin fast ausgeflippt! Das war schon sehr bewegend.
RS: Voriges Jahr hast du eine ganz besondere Tour gemacht. Erzähl uns etwas davon!
ES: Zum Mustagh Ata, 7546m hoch. Der ist westlich vom Karakorum, in China. Diesen Berg kann man mit den Skiern besteigen und durch seine Höhe sind dort oft extreme Winde. Wir hatten aber sehr großes Glück mit dem Wetter. Nur ich persönlich hatte etwas Pech. Ab 6500 bis 6800 begann bei mir die gefürchtete Höhenkrankheit, ich wurde immer schwächer. Bis heute fehlen mir vier Stunden, wo ich mich an nichts mehr erinnern kann. Der Bergführer hatte veranlasst, dass ich abbrechen musste. Die eine Gruppe, die aus jüngeren Leuten bestand, ist ohne Probleme zum Gipfel gekommen. Die zweite Gruppe hatte schon mehr Probleme. Davon musste einer sogar mit großem Aufwand geborgen werden, das dauerte drei Tage.
RS: Du hast dein Ziel, den Gipfel zu erreichen, zwar nicht erreicht, aber was hat dir diese Tour für dein Leben als Erinnerung mitgegeben?
ES: Bei so einer Bergtour ist das besonders faszinierende der Zusammenhalt, die Kameradschaftlichkeit. Man kennt sich vorher überhaupt nicht und ist dann, durch das gemeinsame, hoch gesteckte Ziel, sehr eng verbunden und hilft sich immer gegenseitig. Neue Freundschaften entstehen und man trifft sich natürlich auch wieder. Bergsteigen ist eine Teamsache. Es ist wie im richtigen Leben – wenn man das richtige Team um sich hat, kann weniger schief gehen und außerdem wird man beflügelt.
RS: Wenn du an die Ereignisse am Mustagh Ata zurückdenkst, was hat dich besonders beeindruckt und an was denkst du besonders gern zurück?
ES: Die Hilfsbereitschaft! Man muss sich ja auf dem Berg bedingungslos auf seinen Partner verlassen können. Wir waren im Team überhaupt nicht bekannt, aber es gab nie ein Problem. Wir haben gemeinsam die Zelte aufgebaut, das Gewicht verteilt, damit niemand zuviel trägt – einfach Klasse.
RS: Vielen Dank, Erich. Das war wieder einmal ein ganz besonderes Vergnügen, sich mit dir zu unterhalten und von deinen Abenteuern zu erfahren. Wir wünschen dir für deine Zukunft alles Gute.
ES: Danke, gleichfalls!