Dr. Christian "Chako" Habekost im Gespräch
Chako Habekost kam zu uns in die Redaktion und wir haben mit ihm um das ganze Drumherum gesprochen und dabei so ganz nebenbei einen überaus netten Kerl kennen gelernt... Das Interview hat Herausgeber Thomas Steinmetz mit Chako geführt.
TS: Dein Name „Christian“ ist ja dein bürgerlicher Name. Wie kam das mit deinem Nicknamen „Chako“?
CH: Das war damals in der Karibik, da setzte ich der Einfachheit halber meinen Vornamen mit dem Nachnamen zusammen, so wurde aus Christian = „Ch“ und Habekost = „ako“ dieser Nickname.
TS: Aha! Macht ja Sinn. Aber Christian steht ja eigentlich für „der Gesalbte“ oder ganz einfach „Christ“. Trifft das irgendwie bei Dir zu, bist du Christ?
CH: (macht große Augen) Das bin ich schon lange nicht mehr gefragt worden. Das war tatsächlich das letzte Mal so in der Karibik; im englischsprachigen Raum ist ja der Name Christian identisch mit der Bezeichnung „Christ“. Also, um die Frage zu beantworten, ich würde mich zwar nicht als Christen bezeichnen, aber gläubig bin ich schon, nur eben ohne Religion. Vielleicht bin ich sowas wie ein Universalist... Tolles Thema übrigens, um ein Interview zu beginnen! Wie kommst Du auf solch eine Frage, und was hat das überhaupt mit dem Pfalz-Magazin zu tun?
TS: Ich frage ganz einfach nur aus rein persönlichem Interesse, da mir das Thema für mich selber eben sehr wichtig ist...
CH: Nun, ich mag spirituelle Themen schon sehr, nur finde ich es schlecht, dass Religion so oft etwas Trennendes zwischen Menschen ist und das will ich einfach nicht.
TS: Nun, es wäre spannend, hier weiter zu reden, aber das ist natürlich heute nicht unser Thema (lacht). Was mich nun interessieren würde, ist, was dich im Augenblick ganz allgemein so bewegt.
CH: Es ist ja allgemein bekannt, dass sich die Zeiten ändern. Gerade auch für Kabarettisten. Man überlegt sich heute doch schon viel mehr, was man sagt. Wenn man – wie ich das ja jetzt gerade getan habe – ein neues Programm schreibt, dann hat man ja alles noch vor sich und man könnte alles machen. Das ist gleichzeitig schön, aber auch sehr herausfordernd.
TS: Stimmt, in einer Zeit, wo die Satire sogar von der Politik in Beschlag genommen wird, ist alles ein wenig anders geworden...
CH: Genau, wir leben in einer Zeit, wo Staatsoberhäupter sich dazu herablassen, sich überhaupt zu Satire zu äußern, zu so etwas Stellung zu nehmen. Früher waren wir Comedians doch eigentlich nur so etwas wie die Hofnarren...“ So etwas wäre noch vor ein, zwei Jahren noch undenkbar gewesen. Man überlegt sich also heutzutage viel mehr, was man sagt, schließlich will man ja auch wenigstens ein wenig noch provozieren... Das ist übrigens auch ein kleiner Teil von unserem Programm „Was darf Satire?!“
TS: OK, sehr spannend! Ich kann‘s kaum noch erwarten, allein schon wegen diesem Punkt! Und was würdest Du sagen, wäre noch zu erwähnen, was deine Beweggründe im Augenblick sind?
CH: Nun, es ist natürlich immer ein gewisser Spannungsbogen zwischen dem, was man einfach abdecken muss, was die Leute erwarten, die zum Programm kommen. Es sollte nicht vorkommen, dass die Leute sagen: „War nicht schlecht, aber da hat was gefehlt. Do gehmer nimmi hie!“ – wobei aber das andere Extrem ebenfalls nicht sein darf, dass man alles nur nochmal aufkocht und dass es dann heißt „Naja, kennt man alles schon, immer das Gleiche! Do gehmer nimmi hie!“
TS: Wie ist das eigentlich, wenn ihr das Programm im Team vorbereitet, studierst du das alles so ein, dass das auswendig gelernt ist, also Wort für Wort?
CH: Ja, natürlich! Wir ziehen uns drei Wochen lang ins Basislager zurück, haben ein Haus gemietet und dann wird geprobt und wieder geprobt. Übrigens ist es schwieriger, das zu lernen, wenn du es selber gemacht hast, als wenn du etwas Fremdes übernimmst. Ganz einfach deshalb, weil du ständig dabei denkst, ob man das wirklich so sagen kann und ob man den einen bestimmten Satz vielleicht nicht doch noch etwas verbessern könnte. Dadurch dauert das Ganze länger, als wenn du etwas einfach von einem Anderen nimmst und es lernst.
TS: Etwas anderes interessiert mich noch: Dein Krimi-Roman Elwenfels. Gibt es da etwas neues? Wie ich erfahre, ist der Krimi sehr erfolgreich gewesen...
CH: Wir sind gerade dabei, ein Hörbuch in München zu produzieren. Da wird allerdings das Ganze dann von 100 auf 60 Prozent eingedampft, damit es auf die sechs CDs passt. Man muss dann natürlich genau auswählen, was dann übrig bleibt und wie das wird, wer die Passage liest und so weiter. Macht aber total Spaß. Außerdem kommt im Oktober die Fortsetzung des Buches heraus „Elwenfels 2: Schorle für den Scharfschützen“
TS: Wir haben gelesen, dass du promoviert hast... Wie kam das – wie passt ein Doktortitel zu Comedy?
CH: Nun, ganz einfach: ich habe gefragt, was der Doktortitel kostet. Die haben gesagt „5000“, ich bot dagegen „2000“ und schon hatte ich den Titel im Sack (alle lachen herzhaft). Nein, im Ernst. Um ein Haar wäre ich im Elfenbeinturm geblieben, und nur weil ich nach der Doktorarbeit keine Stelle an der Uni bekam, bin ich sozusagen fast zufällig zum Kabarettisten geworden.
TS: Aber wie hat das überhaupt angefangen? Wie hast du gemerkt, dass du unbedingt Comedy machen willst?
CH: Schon als Kind habe ich gemerkt, dass ich Leute gerne zum Lachen bringe. Auch in der Schule. Am letzten Schultag vor den Ferien hatte der Lehrer die Klasse gefragt, was wir denn nun machen möchten. Dann riefen die anderen: „Der Christian soll Lehrer nachmachen!“ Erst hatte ich mich ein wenig geziert, weil der Typ immer so streng und steif war, aber der Lehrer selbst war wohl ganz heiß drauf, zu sehen, wie er so rüberkommt als Parodie. Der hat sich dann auf einen Schülerplatz gesetzt, und bei so einem Publikum konnte ich natürlich nicht anders und hab los gelegt – voller Erfolg. Und der Lehrer hat Tränen gelacht...
TS: Das klingt ja fast wie Feuerzangenbowle...!
CH: (lacht) Ja, genau. Und dann hatte ich ja noch meine Schwester. Die habe ich auch schon immer ganz leicht zum Lachen bringen können. Und dann wurde mir später bewusst, dass ich nur noch das machen will. Leute zum Lachen bringen.
TS: Vielen Dank fürs Gespräch!