Im Gespräch mit Chris Becker
Seit genau 15 Jahren mischt er die Rock-Szene in der Pfalz – und weit darüber hinaus – nicht nur mit den „Dicken Kindern“ auf. In zahlreichen Musik-Projekten, unter anderem mit der „Joe Cocker“-Hommage, zeigt er sein wahres Talent.
Mit unzähligen Musikern aus der zum Teil weltweiten Musikszene arbeitete er schon zusammen.
Foto: links Thomas Steinmetz vom Pfalz-Magazin, rechts Chris Becker
TS: Hallo Chris, es ist schön, dich endlich mal wieder zu sehen und über Musik zu plaudern. Was ist es eigentlich, was euch bei den „Dicken Kindern“ antreibt, was steht bei euch im Vordergrund?
CB: Wir wollen eigentlich nur zusammen Musik machen, Spaß haben, das Publikum mitreißen und Liebe zu transportieren. Die Leute sollen einen tollen, unvergesslichen Abend gehabt haben mit den „Dicken Kindern“. Jedenfalls ist nicht das Finanzielle bei uns im Vordergrund. Egal, ob Weinfest, Firmenfeier oder Konzert. Ganz wichtig ist mir, dass keiner bei uns in der Hierarchie über jemand anderem steht. Wir sind immer gemeinsam und gleichwertig aufgestellt.
TS: Wie macht ihr das eigentlich mit den Social Media? Holt ihr viel vom Publikum dort ab?
CB: Nein, da sind wir vergleichsweise relativ spärlich auf diesem Gebiet aufgestellt. Natürlich könnten wir da viel mehr machen, wenn wir wollten. Sicherlich hätten wir dann auch mehr Follower oder Likes... Aber wir wollen uns da auch ein wenig vom Mainstream abheben und auch hier völlig authentisch sein. Schließlich wird das Musikbusiness immer verlogener, oberflächlicher und scheinheiliger. Davon wollen wir uns bewusst abheben. Wir wollen auf dem Boden bleiben mit dem „Echten“, statt mit „gephotoshoppten“ Bildern und ähnlichem.
TS: Mir fiel schon immer auf – und konnte dich das bisher noch gar nicht fragen – ihr spielt immer nur gecoverte Songs. Seid ihr noch nie auf die Idee gekommen, mal eigene Sachen zu schreiben?
CB: Ja, das hatten wir tatsächlich mal angefangen. Da waren wir als „Dicke Kinder“ noch ein größerer, bunterer Haufen. Der Musikerpool waren über hundert Leute. Da funktioniert das recht schwierig, weil die Homogenität dann fehlt, wenn ein rocklastiges Stück vielleicht von einer Besetzung mit eher Soul-lastigen Musikern gespielt werden sollte. Die Vorbereitung auf den Song und alles klappt dann einfach nicht. Heute haben wir eher eine Stammbesetzung.
TS: Aber dann würde das doch heute funktionieren, oder?
CB: Nun ja, das tun wir ja auch bereits, nur nicht mit den „Dicken Kindern“, sondern mit „Mind Palace“. Da ist Giuseppe Sciandrone und Dennis Jenne sehr engagiert. Machen auch Videos und so. Ist auch deutlich „modernere“ Musik. Hier ein Beispiel.
[https://www.the-mindpalace.com/]
TS: Du hast ja neulich das „Joe Cocker“-Hommage-Programm in Mannheim im Capitol zelebriert. Machst du da weiter?
CB: Ja, absolut. Wir werden das sogar noch weiterführen. Wir hatten ja die gnaze Sache ohne Promo-Möglichkeit aufgezogen, keine Aufnahmen und keine Werbung vorher gemacht. Es war aber auch kein Senkrechtstart, sondern haben das sukzessive Aufgebaut und werden noch an der Qualität arbeiten.
TS: Wie – an der Qualität arbeiten? Das war doch gut!
CB: Nein, man kann immer noch Feinheiten ausarbeiten, wie Synchronisation, Licht, Musikalität. Dafür war einfach noch nicht die Zeit.
TS: Auch an der Light-Show, á la Pink Floyd vielleicht?
CB: Nein, da haben wir uns Gedanken gemacht, wie Joe Cocker das gemacht hätte; und da war nunmal die Einfachheit im Vordergrund. Deshalb wollen wir alle Effekthascherei vermeiden.
TS: Es geht euch wohl hauptsächlich um die Authentizität?
CB: Ja, genau. Und es war auch bei der Songauswahl nicht leicht. Immerhin hatte er ja 147 Number-One-Hits. Und da die richtigen auszuwählen, ist nicht einfach. Wir hatten uns an denjenigen orientiert, mit denen er am längsten in den Charts war.
TS: Wie und wann werdet ihr das aufführen?
CB: Das wird im Schloss Edesheim auf der Seebühne stattfinden während der Schlossfestspiele im Sommer.
TS: Habt ihr als „Dicke Kinder“ eigentlich so etwas wie einen Codex?
CB: Ja, aber sicher. Unsere „10 Gebote“ sind so, dass wir uns immer gegenseitig respektieren und achten. Wir hoffen auch, dass sich davon auch andere Musiker-Kollegen – oder generell das Business – anstecken lassen. Andere spüren nämlich, dass bei uns ein großer Zusammenhalt da ist. Wenn diese gegenseitige Wertschätzung nicht da ist – und das beobachtet man oft – ist das recht zermürbend. Ein echtes „Danke“ ist oft mehr wert als eine fette Gage.
TS: Aber deine Rechnungen musst du doch immer noch bezahlen?
CB: Ja, schon klar. Aber es geht doch um mehr. Ich spreche ja auch von einer „fetten Gage“. Und da geht es eben nicht nur um Geld. Es ist die Wertschätzung, die das Leben einfacher macht, das können beispielsweise ein paar Äpfel und Bananen in einem Obstkorb sein, die während der Pause auf dem Tisch im Backstage zur Verfügung steht! Es sind die einfachen Dinge, die einem Künstler ein Lächeln ins Gesicht zaubern und ihn befähigen, noch mehr Liebe auf die Bühne zu zaubern.
TS: Wie oft habt ihr Auftritte eigentlich?
CB: Das sind heute weit weniger als früher. Das liegt hauptsächlich daran, dass eben diese Qualität, die wir bringen, auch ihren Preis hat und die Wertschätzung, von der ich sprach, nicht immer gegeben ist. Es ist ein Honorar, man honoriert damit den Aufwand, der nötig ist, diese Auftritte zu ermöglichen. Ob Stadtfest, Firmenfeier oder Hochzeit.
TS: Ihr habt ja sogar mal Xavier Naidoo und Bobby Kimball von TOTO auf der Bühne gehabt... und viele andere sehr berühmte Künstler?
CB: Ja, das waren sehr spontane Dinge. Denn wenn du die ankündigst, musst du sie auch buchen. Und wenn du das tust, musst du für diese wenigen Plätze, die wir damals im Universum-Kino hatten, über fünfhundert Euro verlangen. Und die zahlt niemand, selbst wenn man ihn dann hinterher „berühren“ darf.
TS: Vielen Dank! Ich bin schon gespannt auf die Zukunft!
©Thomas Steinmetz