Zur Krone in Neupotz
Besucht am 29. Juli 2017
Kreative Küche mit Feinschmeckeranspruch und sensationellem Preis-Genuss-Verhältnis
as direkt am Rhein liegende, ehemalige Fischerörtchen Neupotz ist immer einen Besuch wert. Vor allem in kulinarischer Hinsicht. Neben alteingesessenen Gaststätten wie „Lamm“ und „Hardtwald“ wird seit Oktober 2015 auch im Restaurant „Zur Krone“ eine Küche mit Niveau kultiviert. Das Hauptaugenmerk der Betreiber liegt auf frischen, qualitativ hochwertigen Produkten, die vorzugsweise aus der Region stammen und hier auf äußerst raffinierte Art zubereitet werden.
Inhaberin und Geschäftsführerin Kerstin Bettioui kam 2015 aus ihrer Wahlheimat USA wieder zurück in die Südpfalz. Mit dabei: Ehemann und Koch Faycal Bettioui. Der Gastronom aus Leidenschaft mit den marokkanischen Wurzeln hat schon in Feinschmeckerläden in Miami gekocht, bevor er sich in den Staaten selbstständig machte. Zusammen mit seiner Frau Kerstin hat er der gutbürgerlichen Dorfwirtschaft von einst ein völlig neues Gesicht verpasst, indem er gekonnt seine international gesammelten Erfahrungen einfließen lässt und daraus spannende Kompositionen kreiert.
Im modern eingerichteten, in schlichtem Grau gehaltenen Gastraum sitzt man auf bequem gepolsterten Stühlen mit Kunstlederüberzug an stilvoll eingedeckten Tischen. Für das nötige Licht sorgen recht unkonventionell geformte Hängeleuchten. Der dunkle Holzboden suggeriert erdige Wärme. Sparsam eingesetzte Kunst an den Wänden liefert dazu ein paar moderne Farbakzente. Alles in allem wirkt das Innere sehr einladend und geschmackvoll eingerichtet. In der wärmeren Jahreszeit wartet zusätzlich ein lauschiger Biergarten auf Gäste unter freiem Himmel.
Schon die Auswahl an Vorspeisen ließ uns aufhorchen. Sieben verschiedene Leckereien, darunter auch ausgefallene Kreationen wie Bärengarnele auf Blumenkohl-Püree oder Spanischer Oktopus mit Chorizo, Kartoffeln und Safran-Aioli standen da gelistet. Das vegetarische Saisonangebot bestand aus hausgemachten Tortellini mit einer Crème-Sauce aus Spinat, Ricotta und Parmesan.
Bei den Hauptgängen zählten wir sechs verlockend klingende Gerichte auf der bewusst übersichtlich gehaltenen Speisekarte. Diese kleine, feine Auswahl hielt bemerkenswerte Kombinationen bereit. Zum Flusszander gesellte sich Sommertrüffelrisotto. Sellerie-Tonka-Püree und Pfifferlinge begleiteten den Kabeljau. Das Simmentaler Rumpsteak wurde von Pfälzer Kartoffel-Millefeuille flankiert, während die Elsässer Entenbrust mit Blaubeeren und Rüben auskommen durfte. Ungewohnte Kreationen, die es zu entdecken galt. Und allesamt zu erstaunlich fair kalkulierten Preisen.
Bei der klein gehaltenen Weinkarte konzentriert man sich auf die Erzeugnisse bekanntester Pfalzwinzer wie Kleinmann, Stachel und von Buhl. Das meiste der rund 20 verschiedenen Kreszenzen lässt sich auch offen als Achtel oder Viertel genießen. Die Auswahl ist zwar nicht besonders groß, aber das, was angeboten wird, wurde mit Bedacht ausgesucht.
Mit den glasig gebratenen Jakobsmuscheln als Vorspeise (siehe Foto) hatten wir voll ins Schwarze getroffen. Allein die Anrichtung des Tellers war ein Augenschmaus. Das leuchtende Gelb der Curry-Sabayon-Sauce und die grünen Tupfer von der Avocado-Mousse wurden von einem aromatischen Seeigel-Risotto passend ergänzt – mit leuchtend rotem Forellenkaviar als geschmackliches i-Tüpfelchen obendrauf.
Auch unsere Hauptgänge konnten sich sehen lassen. Sowohl das Rumpsteak als auch das Lamm aus dem Limousin lagen auf einem kräftig dunklen Soßenspiegel. Letzteres wurde von leicht knackigem Sommergemüse passend begleitet. Alle Fleischstücke waren perfekt medium gebraten und von hervorragender Qualität. Die Beilagen wurden noch kurz vorm Servieren in der Butterpfanne geschwenkt.
Bei all der Fleischeslust am Tisch darf der als schlichtweg sensationell zu bezeichnende Seeteufel-Teller natürlich nicht verschwiegen werden (siehe Foto). Um die beiden stattlichen Fischfilets tummelten sich gelbe und orangefarbene Karotten, die noch zarten Biss hatten. Sie schmeckten, als hätte man sie gerade aus der Erde gezogen. Zusammen mit der geschmacksintensiven Hummersauce und der safrangelben, milden Mousse aus Pastinake war das eine stimmige Kombination, die zudem noch klasse aussah.
Trotz der wohl bemessenen Portionen konnten wir dem Nachtisch nicht widerstehen, standen doch drei süße Verführungen auf der Karte. Gesalzene Karamell Crème brulée, Tonkabohnen Panna cotta mit Erdbeeren, Rhabarber und Pistazieneis sowie eine einfallsreich abgewandelte Version einer Schwarzwälder Kirschtorte, hier simpel „Schwarzwald“ genannt (siehe Foto), läuteten das süße Finish ein. Jedes Gericht ein würdiger Schlussakkord, der sich nahtlos dem hohen Niveau der anderen Speisen anschloss.
Fazit:
Keine Frage, Chefkoch Faycal Bettioui ist ein Könner, der seinen ganz eigenen Stil entwickelt hat. Der rote Qualitätsfaden, der sich schon durch unsere Vor- und Hauptspeisen zog, wurde auch beim Dessert nicht gekappt. Es war ein genussvoller Abend, durch den uns der herzlich kompetente, von Frau Bettioui geleitete Service führte. Mit seinem sensationellen Preis-Genuss-Verhältnis stellt die Krone eine echte Bereicherung der Südpfälzer Gastronomieszene dar. Da werden wohl auch Erwähnungen in überregional bekannten Restaurantführern nicht lange auf sich warten lassen.
Zur Krone
Hauptstraße 25 | 76777 Neupotz
Telefon 07272 - 933 78 45