Zum Adler in Dudenhofen
++ Das Lokal existiert leider nicht mehr ++
Nachdem wir im Internet ein wenig herumgesurft hatten, wie so oft auf der Suche nach neuen Restaurants – oder genauer gesagt: nach Restaurants, die wir noch nicht kennen, sind wir bei einem Internet-Kritiker gelandet, der z.B. das Restaurant Adler in Dudenhofen behandelt. Die zahlreichen Kritiken dort auf der Internetseite waren fast durchweg posititv, eigentlich schon zu sehr für meinen Geschmack. Solche Beurteilungen (z.B. 100 Punkte in sämtlichen Kategorien) kommen nämlich zu oft von Leuten, die vielleicht zwei- oder dreimal im Jahr ein Restaurant aufsuchen und die Kritik dann meist etwas „mit rosaroter Brille” gefärbt ausfällt. Also sind wir voller Neugier dort hin, um das Ganze mal mit eigenen Augen und Gaumen unter die Lupe zu nehmen.
Ambiente
Schon von außen macht der Adler was her. Ein nettes, ehrwürdiges Fachwerkhaus mit Doppelwalmdach (siehe Bild) scheint von vergangenen Jahrzehnten, vielleicht sogar Jahrhunderten erzählen zu wollen. Wir betreten dann den Gastraum und sind nicht wenig erstaunt von dem herzigen Ambiente, welches sich uns dort bietet. Allerlei Interieur von Küchen aus der Frühzeit des 20. Jahrhunderts findet man überall an den Wänden und teilweise auch auf dem Boden. Man kann sich fast nicht satt sehen an Dingen, die mancher von uns aus seiner Kindheit noch kennt (siehe Bild).
Wir hatten einen Tisch für zwei Personen gebucht und werden leider in den kleinen Nebenraum geführt. Ich sage deshalb „leider“, weil der Nebenraum ganz offensichtlich nicht mit dem Stil des Hauptraumes vergleichbar ist. Dieser Nebenraum wurde zwar restauriert und sogar mit netten Stuckdecken heraus geputzt, aber stilistisch ist einiges hier zerbrochen. Die Einrichtungsgegenstände, wie z.B. die Stühle und die Bilder an den Wänden sind plötzlich aus einer anderen IKEA(?)-Welt. Aber dieser zugegeben wirklich kleine Makel, der ganz bestimmt nicht jedem auffallen würde, soll uns nun nicht den Appetit verderben.
Karte
Wir bekommen eine Speisekarte, erwartungsgemäß eine Weinkarte und – überhaupt nicht erwartet – eine Salatkarte! Eigens auf einer Karte stehen hier zwanzig verschiedene Salate, offensichtlich extra für den Sommer konzipiert. Nicht schlecht.
Die Weinkarte besteht – ebenfalls überraschend – nur aus offenen Weinen, mit Preisen zwischen drei und vier Euro. Die Weinlieferanten sind bekannt, es gibt eine Auswahl von Weingut Schwan in Zellertal, Forster Winzerverein, Weingut Zöller in Neustadt sowie Karl Pfaffmann in Walsheim. Positiv anzumerken wäre hier, dass man sich nicht unbedingt auf eine ganze Flasche fest legen muss, sondern jederzeit auf einen beliebigen anderen Wein wechseln kann; bei anderen Gelegenheiten wäre ich schon öfters froh gewesen, diese Möglichkeit gehabt zu haben.
Wein
Wir entschieden uns jedenfalls für den 2009er Nußdorfer Bischofskreuz Chardonnay Kabinett trocken vom Weingut Karl Pfaffmann in Walsheim. Preis: 3,90 fürs Glas, wobei wir allerdings hier gleich eine ganze Flasche orderten. Der Wein machte erwartungsgemäß eine sehr gute Figur, verhalten mineralisch, mit feiner Säure und gelben Früchten im Bukett. Fantastisch als Begleiter zum Essen.
Essen
Das Krabbencocktail, welches meine Begleitung hatte, war von frischer, guter Qualität und die Creme war eindeutig selbst gemacht, mit frischen Apfelstückchen etc. Ich genoss die Rinderkraftbrühe, die heute leider ohne die selbstgemachten Markklößchen auskommen musste, weil sie ausgegangen waren. Die Bedienung bot mir zur Suppe als Alternative Flädle an. Auch ohne die Markklößchen schmeckte das Süppchen lecker und echt, auch wenn man ein klein wenig mit dem Salz geizte. Aber das ist sicher auch Geschmackssache.
Meine Begleitung wählte den „Grillteller mit drei verschiedenen Steaks von Rind, Schwein und Pute mit Pfeffersauce, Kräuterbutter und Röstzwiebeln, Pommes Frites und buntem Salatteller“ (15,90) ich wählte Knoblauchsteak „Aioli“ vom Schweinerücken mit Salat und normalerweise mit Pommes Frites – ich nahm aber statt den Pommes einen üppigeren Beilagensalat (13,90).
Man kann es auf einen einfachen Punkt bringen: Alles schmeckte einfach hervorragend, völlig fehlerfrei. Das kleine Rindersteak war zart wie Butter, die Saucen waren allesamt auf sehr gutem Niveau. Sämtliche Fleisch-Teile, auch die Schweinerücken-Stücke waren zart und saftig (darauf war ich besonders gespannt, denn Schweinerücken wird bekanntlich sehr schnell trocken und zäh).
Wir bekamen eine Dessertkarte, die leider nur aus 10 verschiedenen Eisbechern bestand, alle jeweils mit Sahne und auch alle zum gleichen Preis, nämlich 5,40 €. Man erklärte uns diesen Umstand mit dem Hinweis, dass wir gerade Sommer hätten und normalerweise auch andere Positionen auf der Dessertkarte stünden, wie Mousse au Chocolat, Creme Brulee und ähnlichem. Ich bin zwar der Meinung, man könnte sich auch andere Dessert-Kreationen einfallen lassen, welche im Sommer nicht schnell verderben. Aber trotzdem konnte ich das Argument der Bedienung voll gelten lassen. Ich entschied mich also für einen abgespeckten Eisbecher „Baileys“, ohne Sahne und weniger Bällchen. Das Eis war von guter Qualität und rundete das Essen somit hervorragend ab.
Vorspeisen u. Suppen von 3,80 bis 6,80 €. Hauptgerichte von 10,80 bis 17,80 €, sowie einfachere Gerichte zwischen 7-9 €. Drei verschiedene Fischgerichte, je um 14 € runden das Angebot ab.
Fazit
Im Restaurant „Zum Adler“ scheint es selbst für kritischere Gäste kaum negative Überraschungen zu geben. Für sein Geld bekommt man hier eine wirklich überraschend gute Qualität auf nicht erwartetem Niveau. Der zu Anfangs im Bericht erwähnte, kritisierende Blick in den Nebenraum verblasst sehr schnell angesichts der vielen positiven Besonderheiten, die dieses Lokal bietet. Unbedingt empfehlenswert – Eine echte Bereicherung für die Pfälzische Genusslandschaft!
Zum Adler
Speyererstraße 3 | 67373 Dudenhofen