Käsbüro in Bad Dürkheim
Besuch am 08.08.2018 (Abendessen)
Ein typischer Effekt, der auch bei den anonymen Testern des Pfalz-Magazins irgendwann einmal auftritt: Je mehr man kennt und schon probiert hat, desto schwieriger ist man zu überraschen. Umso schöner, wenn es dann doch passiert. So geschehen in einer der traditionsreichsten Adressen für gutes Essen und leckere Weine, die das am Rande des Pfälzerwaldes gelegene Kurstädtchen Bad Dürkheim zu bieten hat, der Weinstube Käsbüro im Stadtteil Seebach.
Seit 2012 wirkt hier im liebevoll renovierten Äbtissinnenhaus aus dem 11. Jahrhundert das Gastronomenpaar Kolley. Und das mit beachtlichem Erfolg. Die Küche im Käsbüro, in dem früher der Käse für den Pfalzgrafen abgeliefert werden musste und das so zu seinem ungewöhnlichen Namen kam, wurde in diesem Jahr mit einem Bib Gourmand vom Guide Michelin ausgezeichnet. Dieser attestiert dem sympathischen Küchenchef Harald Kolley und seinem Team ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Da haben sich die Inspektoren des renommierten Gastroführers nicht im Geringsten geirrt. Denn das, was wir hier im von Reben berankten Innenhof kulinarisch erleben durften, beeindruckte durch hohe Produktqualität, die uns zu äußerst fairen Preisen geboten wurde. Mit Blick auf die benachbarte Klosterkirche saßen wir inmitten einer mediterran anmutenden Genuss-Enklave, ließen uns den lauen Abendwind um die Nase wehen und fühlten uns von Frau Kolley bestens umsorgt. Um uns herum war dieser Pegel von angeregter Unterhaltung, der ein sicherer Indikator für eine vorzügliche Küche ist und der einem das Ankommen so erleichtert.
Eleganz und Behaglichkeit bestimmten die sauber eingedeckten Tische. Gleich die erste Seite der Speisenkarte lockte mit saisonalen Gaumenfreuden. Gegrillte Wassermelone, Curry-Mangosuppe mit gebratener Jakobsmuschel, Kotelett vom Pfälzer Wollschwein, in Nussbutter geschwenkte Spinatknödel und kurzgebratenes Thunfischsteak auf Zuckererbsen und Curryschaum beinhaltete das kleine, aber feine Sommerangebot, das wir beim Aperitif studierten. Zwei wunschgemäß gekühlte Flaschen Mineralwasser (0,75 l für 5 Euro) stillten unterdessen unseren Ankunftsdurst.
Herzhafte Gerichte, wie etwa das Cordon Bleu vom Landschwein, das Rumpsteak mit Rotweinsauce und Café de Paris-Butter oder die mit Schweinemedaillons im Speckmantel bestückte „Käsbüropfanne“, kündeten von bodenständiger Hausmannskost, während sich Kalbslebergeschnetzeltes, Brust von der Landente auf Rahmwirsing und gebratene Saiblingsfilets an feinere Gaumen richtete.
Dazu wurden ausschließlich Weine aus Bad Dürkheim – viele davon im offenen Ausschank – angeboten. Neben bekannten Spitzenweingütern wie Schmitt, Fitz-Ritter und Hensel warteten auch weniger bekannte Namen (Mesel, Gebrüder Bart und Hauer) auf ihre Entdeckung. Keine überfordernde Auswahl, sondern ein klug zusammengestelltes Weinprogramm, das die lokalen Qualitäten vor Ort in den Mittelpunkt rückte. Mehr Regionalbezug geht kaum.
Der Mann am Herd scheint mit einem guten Bewusstsein für Geschmack und Aromen ausgestattet zu sein. So viel war nach dem Verzehr unserer beiden Vorspeisensuppen schon klar. Bei der Rinderkraftbrühe mit Flädle und Markklößchen (7 Euro) stießen Letztere auf besonders positive Resonanz, da ihre feinabgestimmte Würze hervorragend mit der kräftigen Suppe harmonierte. Die mit einer perfekt gebratenen Jakobsmuschel veredelte Curry-Mango-Suppe (9,50 Euro) setzte Kolley hingegen in einen leicht asiatischen Kontext. Hier vertrug sich die Süße der Mango mit der Currywürze ganz wunderbar und sorgte für ein exotisches Geschmackserlebnis. Was für ein toller Start!
Dazu passte das Viertel 2017er Aufwind Cuvée blanc (8,50 Euro) vom Weingut Hensel mit seiner blumigen Muskateller-Note ganz vorzüglich. Einfach schön, wenn einem glasweise die Weine aus der Region näher gebracht werden, so die einhellige Meinung am Tisch.
Das nur kurz in der Pfanne geschwenkte, im Innern noch rohe Thunfischsteak (24 Euro) hatte beste Sashimi-Qualität und den perfekten Gargrad erwischt. Zudem landete die dicke Tranche vom Yellowfin erstklassig gewürzt – mit etwas Fleur de Sel und zerstoßenem Pfeffer – auf dem Teller. Zusammen mit ein paar knackigen Zuckerschoten und einem milden Curryschaum war das ein mit viel Fingerspitzengefühl arrangiertes Fischgericht, das ein gelungenes Beispiel für fernöstlich geprägte Crossover-Küche abgab.
Auch die beiden mit Speck ummantelten, sehr saftigen Schweinemedaillons aus der „Käsbüropfanne“ (19 Euro) standen dem geschmacklich in nichts nach. Die schmelzige Champignonrahmsoße hatte ordentlich Kraft, was auf eine gut eingekochte Jus als Basis schließen ließ. Die selbstgemachten Spätzle wurden kurz vorher in Butter geschwenkt, was für zusätzlichen Geschmackskick sorgte. Alles in allem eine wahre Referenzpfanne in Sachen gutbürgerlicher Küche, die ein dickes kulinarisches Ausrufezeichen hinter ein scheinbar einfaches Gericht setzte.
Fazit: Eine Crème brulée mit geschmacksintensivem Cassis-Sorbet sowie ein dunkles Schokoladeneis auf Grand-Manier-Erdbeeren (8 Euro) rundeten den gelungenen Abend passend ab. Als wir nach angeregtem Plausch mit dem charmanten Betreiberpaar Kolley und einer kleinen Privatführung durch die behaglich eingerichteten Gasträume in beschwingter Zufriedenheit die Heimreise antraten, waren wir uns schnell einig, dass es das außergewöhnlich gute Preis-Genuss-Verhältnis ist, was das Käsbüro so angenehm abhebt. Und dass hier sogar Stammgäste aus der Schweiz regelmäßig einkehren, ist ein eindeutiges Indiz für seinen guten Ruf.