Haardter Winzer in Neustadt
Besucht am 6. Aug. 2016
Das Lokal „Haardter Winzer“ hat schon seit vielen Jahren seinen festen Platz in der gastronomischen Landschaft rund um Neustadt gefunden und gilt gemeinhin als Empfehlung. In Anbetracht der vielen „Reserviert“-Schilder auf den Tischen rechneten wir uns bei einem Spontanbesuch eigentlich keine großen Chancen auf einen der begehrten Plätze unter freiem Himmel aus. Doch wir hatten Glück und uns wurde ein ziemlich zentral gelegener Platz inmitten der wunderschön angelegten Terrasse zugewiesen.
Unser erster Eindruck von dem jungen Service-Team: die geben sich hier richtig Mühe. Zudem machte der sorgsam begrünte Außenbereich einen sehr gepflegten Eindruck. Auch der Besuch der Sanitäranlagen glich einer Wohltat. Die waren von der Sauberkeit und ihrem Erscheinungsbild her kaum zu toppen. Sogar Stoffhandtücher waren vorhanden. Das findet man bei dieser Art von Gastronomie eher selten. Die äußeren Bedingungen schienen optimal für einen genussvollen Sommerabend in angenehmer Wohlfühlatmosphäre.
Beim Blick ins Innere des Lokals fiel die bewusst modern gehaltene Einrichtung auf. In den etwas distinguiert wirkenden Räumlichkeiten dominierte dunkles Holzmobiliar, das von sparsam eingesetzter Deko auf den Tischen und dezenten Strahlerleuchten an der Decke passend begleitet wurde. Man legt hier scheinbar sehr viel Wert auf ein stilvolles Ambiente. Dass dies leider etwas zu Lasten der Gemütlichkeit geht, lässt sich an dieser Stelle nicht verschweigen.
Die abwechslungsreiche und dennoch sehr kompakt arrangierte Speisekarte offenbarte ein völlig ausreichendes Angebot an Leckereien, darunter etwa eine Handvoll Vorspeisen, ein knappes Dutzend Hauptgerichte und ein paar Desserts. Das Ganze mit Bedacht zusammengestellt, so dass die verschiedensten Geschmäcker bedient werden. Die Karte las sich auffallend saisonal und bot eine ganze Reihe leichter Sommergerichte.
Die Preise lagen im Normbereich besserer Pfälzer Landhausküche. Das Argentinische Rib-Eye-Steak mit mediterranem Gemüse und einem Kartoffelspieß markierte mit 21,90 Euro das teuerste Gericht. Schön, dass auch ein Pfalzklassiker früherer Tage, die gebratene Dosenbratwurst mit Spiegelei und Bratkartoffeln (inkl. Salat für 11,90 Euro) die Freunde kulinarischer Nostalgie bedient. Doch die eigentliche Besonderheit im „Haardter Winzer“ ist der kulinarische Einfluss Österreichs, der sich in Form von Pongauer Spinatknödeln, Salzburger Zwiebelrostbraten und Wiener Kalbsschnitzel in der Karte widerspiegelt. Kein Wunder, stammt doch Inhaberin Ulrike Paul aus der Alpenrepublik.
Den Auftakt machte eine Minestrone (5,90 Euro), die es auch als Mini-Portion in der Espressotasse gab. Schade nur, dass die italienische Gemüsesuppe zu viel Salzwürze abbekommen hatte. Dadurch wurden die darin schwimmenden, frischen Gemüseschnipsel zu geschmacksneutralen Nebendarstellern degradiert. Durch die etwas zu lange gekochten, leicht matschigen Reisnudeln konnten wir diesen „Gruß aus Italien“ nur schwerlich erwidern. Und ehrlich gesagt, erschienen uns knappe 6 Euro für das Gebotene auch etwas hochgegriffen.
Was die Suppe an Würze zu viel abbekam, hatten meine beiden Schnitzelchen zu wenig erhalten. Sie kamen zwar traumhaft zart geklopft auf den Teller und waren in einer Pfanne voll Butterschmalz gebraten, konnten aber geschmacklich nicht so recht überzeugen, da gerade bei diesem Gericht der richtig dosierte Einsatz von Salz und Pfeffer vor dem Panieren eine große Rolle spielt. Das sind sicherlich Kleinigkeiten, die aber später ihre Wirkung nicht verfehlen. Und bei einem Gericht knapp unter der 20-Euro-Grenze sollte das, was vor einem liegt, dem ambitionierten Preisanspruch auch Rechnung tragen. Übrigens, auch den kleinen Beilagensalat hätten wir uns etwas knackiger und frischer gewünscht.
Als begleitende Weine entschieden wir uns für einen Grünen Veltliner aus Niederösterreich sowie die weiße Cuvée Fleur vom Haardter Traditionsweingut Weegmüller (beide um die 3 Euro fürs Achtel). Beides anständige Vertreter der Gattung Sommerwein und sehr gut trinkbar. Für die Flasche Mineralwasser (0,7 l) wurden 3,50 Euro berechnet, was ein faires Preisniveau in dieser Restaurantkategorie darstellt.
Fazit:
Schade, dass unter den wirklich guten Rahmenbedingungen (Ambiente, Service, kulinarische Ausrichtung) das Wichtigste, nämlich die geschmackliche Substanz der Gerichte auf dem Teller nicht ganz mithalten konnte. Das schmeckte teilweise etwas ideenlos und eintönig. Natürlich hat der „Haardter Winzer“ einen Namen in der Region und viele Touristen finden gerne den Weg hierher. Aber etwas mehr sollte der Gast für sein Geld schon bekommen. Im gar nicht so weit entfernten Örtchen Gimmeldingen klappt das hier und da ja auch.
Haardter Winzer
Mandelring 7 | 67433 Neustadt/Weinstraße
Telefon 06321 - 9 37 57 50