Das neue Fontana in Neustadt
Besucht am 1. Oktober 2014 (Abendessen)
[Achtung: Lokal wurde durch neue Pächter übernommen; jetzt "Esszimmer"]
Allgemein
Mit dem „Neuen Fontana“ existiert seit nunmehr drei Jahren ein kulinarisches Statement der besonderen Art im ansonsten eher weinstuben- und pizzarialastigen Neustadter Stadtkern. Das romantisch in der Hintergasse zwischen viel Fachwerk und Baumbestand gelegene Restaurant strahlt schon beim Eintritt eine behagliche Wärme aus, der man sich nur schwer entziehen kann. Die hohen, holzgerahmten Fenster geben zudem einen guten Einblick in das schicke Innere des Lokals, das vom Einrichtungsstil her an ein französisches Bistro erinnert. Inhaber und Küchenchef Axel Jostock, der die Hotelfachschule in Bordeaux besuchte und im Pariser „Ritz“ sein Master-Diplom erlangte, wirft seine zehnjährige Erfahrung aus dem Südwesten Frankreichs gekonnt in die Waagschale. Zusammen mit seiner charmanten Serviceleiterin Elsa Pellaton hat er sich dem guten, unverfälschten Geschmack verschrieben und kocht eine moderne, innovative und aromadominante Fusionsküche auf Basis frischer Kräuter, raffinierter Gewürze und hochwertiger Grundzutaten.
Die ausgebildete Sommelière Pellaton ist Französin und konnte in ihrem Heimatland schon Erfahrungen im Gastro- und Hotelgewerbe sammeln. Sie leitet den Service im „neuen Fontana“ auf eine sehr herzliche und kompetente Art und Weise. Ihr früheres Kunststudium kam ihr bei der Einrichtung des Lokals sicherlich zu Gute. Das schlicht modern gehaltene Interieur zeichnet sich durch klare Formen und Linien bei der Gestaltung aus. Die warme Beleuchtung und der rustikale Parkettboden aus Eichenholz schaffen eine Atmosphäre des Wohlbefindens, welche durch dezent eingesetzte Kunst an den Wänden harmonisch ergänzt wird. Die geschmackvoll eingedeckten Holztische sowie die stilsicher ausgewählten und dazu noch sehr bequemen Schwingstühle versprühen schlichte Eleganz. Das „neue Fontana“ bietet im Inneren rund 30 Gästen Platz. Im Sommer stehen vor dem Haus noch weitere 40 Plätze zur Verfügung. Da lässt es sich vortrefflich draußen speisen.
Speisen
Auf einer gerahmten Schiefertafel stehen die ständig wechselnden Empfehlungen. Da wird kulinarisch ganz klar auf Lust und Laune gesetzt und ein bunter Bogen von mediterranen Klassikern, über moderne deutsche Küche bis hin zu asiatisch angehauchten Gourmandisen gespannt. Pfälzer Maronensuppe mit Steinpilzen (8 €) und vietnamesische Pho (Rinderkraftbrühe) mit Rindfleisch, Reisnudeln, Minze und Koriander (7 €) kommen dabei wunderbar nebeneinander aus. Fischfreunde haben die Wahl zwischen den auf der Haut gebratenen Wolfsbarschfilets mit Blattspinat in Riesling-Curryschaum (23 €) oder dem „Best-of-Kabeljau-Rückenfilet“ mit Kartoffelpüree und Pfannengemüse (21 €). Gemäß dem Witzigmann’schen Leitsatz, bei dem das Produkt der eigentliche „Star in der Küche“ ist, wird hier ohne großes Brimborium und Show-off-Elemente ambitioniert gekocht.
Besonders haben es uns am Besuchsabend die vorzüglichen Fleischgerichte angetan. Das ca. 350 (!) Gramm schwere Rumpsteak vom US-Beef mit selbstgemachten Fritten und Beilagensalat (27 €) verschlug uns eingeschworenen Carnivoren glattweg die Sprache. Selten habe ich ein so gutes Stück Fleisch genossen. Schön saftig und auf den Punkt gebraten kam es direkt aus dem „Big Green Egg“ (Holzkohlengrill) mit dezenten Rauch- und Röstaromen auf den Teller. Vom Geschmack her war das wirklich sensationell. Selbst im renommierten Londoner Steakrestaurant „Gaucho“ habe ich nichts Vergleichbares serviert bekommen. Tournedo-treue Filetfreunde haben im „neuen Fontana“ sowieso die Qual der Wahl, nämlich ob dieses aus dem Simmenthaler, Charolais, Freesisch Rind oder Wasserbüffelfilet geschnitten wird. Und wem der Sinn nach einem 5 Wochen im „Dry-aged-Verfahren“ gereiften Rumpsteak vom irischen Angus-Rind steht, kann dieses butterzarte Stück Lebensqualität für 10,50 € pro 100 Gramm am besten „medium-rare“ genießen.
Die zartrosa-gebratene Périgord-Entenbrust (17, 50 €) von der bewusst klein gehaltenen Hauptspeisekarte ging dagegen eine aromatisch feine Liaison mit einer roten, thailändischen Curry-Sauce ein. Diese hätte meines Erachtens ruhig noch etwas mehr Schärfe vertragen können. Aber das knackfrische Gemüse und die fruchtige Ananas brachten auch ohne scharfe „Hilfsmittel“ die Geschmacksknospen in Wallung. Vorweg hatte ich die mit Kokos-Curry-Panko-Panade umhüllten „Spicy & Crispy Gambas“ (13,50 €), die mit Zitronengrasschaum, marinierter Wassermelone und Salat serviert wurden. Diese extravagante Kombination kam geschmacksintensiv und ideenreich angerichtet aus der einsehbaren Küche an unseren Tisch. Auffallend auch hier: die frisch-vitalen Salate, die durch aromatische Gartenkräuter aufgepeppt wurden. Die Dessert-Auswahl ist klein aber fein. Zum Abschluss gönnten wir uns noch den gebackenen Schokotraum (8,50 €) – ein Küchlein, das innen noch schön flüssig war und mit einem feinen Mango-Espuma serviert wurde.
Weine
Zu einem guten Essen darf natürlich der passende Wein nicht fehlen. Rund 10 verschiedene Weine werden im offenen Ausschank als Viertel (0,25 l) oder „falsches Achtel“ (0,1 l) angeboten. Daneben ergänzt ein umfangreiches Flaschenweinangebot – mit Bernhart, Mosbacher, Minges und Bassermann-Jordan seien exemplarisch einige der hier vertretenen Pfälzer Winzer genannt – die gut sortierte Weinkarte. Der von mir gewählte Bio-Rosé-Wein namens „Rosado Palmera“ 2013 (2,70 € für 0,1 l) vom Böchinger Ausnahmewinzer Heiner Sauer kam von dessen spanischem Weingut und besaß eine angenehm milde Säure, gepaart mit einer cremigen Struktur. Er erwies sich sowohl als guter Aperitif als auch als angemessener Begleiter der Vorspeisen-Gambas. Zur Entenbrust orderte ich die 2012er Cuvée „R“ von Georg Mosbacher aus Forst (4 € für 0,1 l), die vom Aroma her an dunkle Beeren erinnerte und sich dank ihrer gut eingebundenen Tannine als ganz vorzüglicher Begleiter der Hauptspeise erwies.
Fazit:
Die Frage „To beef or not to beef?“ wird im „Neuen Fontana“ mit hoher Fleischqualität hinreichend beantwortet. Leckere Steaks vom Holzkohlengrill bilden den Fixpunkt der Speisekarte und viele Gäste, die ein gutes Stück Fleisch zu schätzen wissen, werden hier mit Sicherheit fündig. Ausgefallenere Kreationen finden sich auf der Schiefertafel. Hier kommen Liebhaber feiner Gerichte mit internationalen Akzenten voll auf ihre Kosten. Die qualitativ sehr hochwertigen Produkte werden delikat und schonend zubereitet. Was auf dem Teller landet, sieht nicht nur ansprechend aus, sondern schmeckt auch richtig gut. Das im schlicht-eleganten Bistro-Stil gehaltene Innere des Lokals lädt dabei zum Verweilen ein. Der freundlich-kompetente Service agiert unaufgeregt aber umsichtig.
Das Neue Fontana
Hintergasse 38 | 67433 Neustadt an der Weinstrasse