Atable in Ludwigshafen
Besucht am 23. Februar 2017
Wie man verschiedenen Restaurantführern entnehmen kann, haben Sybille und Swen Bultmann mit ihrem Restaurant Atable im Ludwigshafener Stadtteil Hemshof eine geschmackvoll eingerichtete Gourmetadresse geschaffen.
2013 zog das sympathische Gastro-Paar in die ehemaligen Räumlichkeiten des über die Rheinseite „geflohenen“ Restaurants Marly ein. Mit Swen Bultmann, der schon im Osnabrücker Sternelokal „La Vie“ am Herd stand, und seiner mehrfach ausgezeichneten Frau Sybille, die vorher im Ketschauer Hof als Sommelière für die Auswahl der Weine verantwortlich war, sind hier zwei absolute Profis am Werk. Dem guten Ruf des Atable folgend, ließen wir uns hier gerne „zu Tisch“ bitten.
Wir wurden von einer jungen Service-Dame sehr herzlich in Empfang genommen und an unseren reservierten Tisch geführt. Getreu dem Motto der beiden Gastgeber: „wohlfühlen und genießen“, ließen wir uns auf gut gepolsterten Stühlen mit Kunstlederbezug nieder und waren auf Anhieb begeistert. Die warmfarbig-dunkelrote Wandgestaltung, die hübsch eingedeckten Tische und die stimmungsvolle Beleuchtung des Gastraumes sorgten in der Summe für eine anspruchsvolle, aber dennoch zwanglose Umgebung, in der wir uns sofort willkommen fühlten. Das hochwertige Zweifach-Besteck von Sambonet, die putzigen Brottellerchen und die vorbildlich polierten Wein- und Wassergläser zeugten von aparter Tischkultur.
Frau Bultmann und ihr junges Service-Team hatten alle Hände voll zu tun, da an diesem Abend nahezu alle Plätze belegt waren. Allem Anschein nach waren viele Stammgäste zugegen. Paare, Familien und kleinere Gesellschaften füllten das Innere des kleinen, aber feinen Restaurants. Um es gleich vorwegzunehmen, einen Service auf so hohem Niveau hätten wir hier nicht erwartet. Selbst in besternten Häusern geht das kaum besser.
Beim Blick in die Speisekarte erfuhren wir, dass neben dem regulären Angebot ein Hummermenü zu drei, vier oder fünf Gängen offeriert wurde. Daneben lockte ein weiteres Menü, das ebenfalls in variierender Anzahl an Gängen, sowie mit der passenden Weinbegleitung, erhältlich war. Zusätzlich konnte man à la carte zwischen vier Vorspeisen und ebenso vielen Hauptgerichten wählen.
Es war gar nicht so leicht, aus dieser bewusst übersichtlich gehaltenen Auswahl an Gerichten das Passende auszusuchen, klang doch alles überaus reizvoll und lecker. Unsere Entscheidung fiel auf die beiden Menüs, wenn auch jeweils in der kleineren 4-Gang-Version. Für 75 Euro beinhaltete das Lobstermenü drei klassisch französisch angehauchte Krustentiergänge, auf die wir sehr gespannt waren. Auch beim Standardmenü (vier Gänge für 65 Euro) bediente sich Chefkoch Bultmann aus dem kulinarischen Fundus unseres Nachbarlandes Frankreich.
Bei der pfalzlastigen Weinkarte merkte man sofort die jahrelange Sommelière-Erfahrung von Frau Bultmann, die ihre Weinauswahl mit sehr viel Bedacht zusammengestellt hatte. Zusätzlich stand eine große Anzahl an Flaschenweinen, deren Provenienz einmal quer durch Frankreich führte, zur Verfügung. „Wir hätten gerne eine Flasche Grauburgunder vom Volker“, da wusste Frau Bultmann gleich, welche Wahl wir getroffen hatten. Und tatsächlich stellte sich der 2015er Grauburgunder Calcit vom Weingut Gies-Düppel aus Birkweiler (22 Euro) als toller Begleiter unserer fisch- und meeresfrüchtelastigen Gerichte heraus.
Man brachte uns etwas salzige Butter und zwei Sorten Brot. Zusätzlich wurde uns ein wenig hocharomatisches Olivenöl eingegossen und dazu ein Schälchen Fleur de Sel gereicht. Kaum hatten wir das erste Brotkörbchen geleert, stand es schon wieder frisch aufgefüllt vor uns. Dann folgte als Amuse-Gueule ein auf Linsen gebetteter, hausgebeizter Lachs, dessen feine Würze von einem Curry-Mousse-Quader in gepuffter Amaranth-Panade kongenial begleitet wurde.
Jakobsmuscheln und Hummercocktail eröffneten unsere beiden Menüs. Uns fiel gleich beim ersten Bissen die hohe Produktqualität der exakt zubereiteten Meeresbewohner auf. Die Muscheln waren im Inneren noch schön glasig und lagen neben einer angebratenen Blutwurst, deren deftiges Aroma zusammen mit dem Apfelnachhall vom Calvadosschaum und der knackigen Frische des Staudenselleries zu einer kleinen Geschmacksexplosion im Mund führte. Die leicht süßlich schmeckenden Hummerstücke punkteten mit saftiger Konsistenz und gingen mit der Cocktail-Sauce eine äußerst leckere Liaison ein.
Unsere beiden Zwischengänge hielten das hohe Niveau, das die Vorspeisen eingeschlagen hatten. Bei beiden Gerichten merkte man, dass es Swen Bultmann in erster Linie um die einwandfreie Zubereitung guter Produkte und deren Geschmack geht und weniger um technische und optische Sperenzchen. Die Hummerbisque hatte ein unglaublich intensives, köstliches Krustentieraroma, während der Seehecht auf den Punkt gebraten und nach mediterranen Gewürzen duftend vor uns stand.
Absolut stimmig war auch die Zeit, die man uns zwischen den einzelnen Gängen einräumte. Der Hummer Thermidor im Hauptgang , der zu den Klassikern der französischen Küche zählt, war ein in der Karkasse gratiniertes Hummerragout, das mit Champignons und etwas Cognac verfeinert worden war. Dazu passten die hausgemachten Tagliatelle hervorragend. Das rosa gebratene Kalbsfilet mit appetitlicher Café-de-Paris-Haube wurde von einer ausgezeichneten Jus, noch leicht bissfesten Puy-Linsen und knackigen Kräutersaitlingen begleitet.
Die Kombination aus kräftiger, dunkler Schokolade und Kirschen zum Dessert (siehe Bild oben) ließ erkennen, dass die Pâtisserie des Atable mit den anderen Posten in der Küche locker mithalten kann. Ein süß-saurer Abschluss, der geschmacklich und texturell zu überzeugen wusste.
Fazit:
Mit solch einer Küchen- und Serviceleistung wundert es nicht, dass sich das Atable zu Ludwigshafens erstem Haus am Platz entwickelt hat. Die schnörkellos-stilsichere Küche von Swen Bultmann harmoniert vortrefflich mit dem geradlinigen Interieur des Restaurants. Und dass Frau Bultmann die passenden Weine bereit hält, macht das Ganze zu einem außergewöhnlichen Erlebnis für Feinschmecker und Liebhaber guter Tropfen.
Atable
Welserstraße 25 | 67063 Ludwigshafen
Telefon 0621 - 68 55 65 65