
Prognose zur Zinsentwicklung

Wie lange bleibt der Leitzins noch so niedrig?
Die seit Jahren bestehenden Niedrigzinsen sind einerseits positiv, andererseits negativ. Für Menschen, die ihr Geld auf dem Sparbuch oder auch einem Tagesgeldkonto verwahrt haben, ist eine nennenswerte Vermehrung ausgeschlossen. Bei höheren Beträgen besteht sogar die Gefahr, dass Negativzinsen oder Verwahrentgelte die Summe verringern. Auf der anderen Seite waren Investitionen, beispielsweise in Immobilien, noch nie so einfach. Durch die Niedrigzinsen können sich viel mehr Privatleute heute den Kauf eines Eigenheims, Neuwagens oder andere höhere Ausgaben leisten, indem sie einen günstigen Kredit aufnehmen.
Die häufigsten Gründe für eine Kreditaufnahme
Die niedrigen Zinsen wirken sich unter anderem auf deutlich geringere Raten bei der Rückzahlung eines Darlehens aus. Dadurch wird die Kreditaufnahme immer attraktiver. Insbesondere Direktbanken bieten reizvolle Angebote. Die Kosteneinsparungen, von denen Online-Kreditinstitute durch den Verzicht auf Offline-Filialen profitieren, kommen den Kunden zugute. Deshalb zögern zahlreiche Menschen heute nicht, um sich auf diesem Weg etwas Besonderes zu finanzieren. In erster Linie wird ein Kredit für Neu- und Gebrauchtwagen, Möbel sowie Kücheneinrichtungen, Unterhaltungselektronik, Refinanzierungen, Renovierung und Umbau sowie Kauf einer Wohnung oder eines Hauses aufgenommen. Viele erfüllen sich außerdem den Traum von einem Urlaub der Extraklasse. Verlockende Angebote wie das Verwöhnen in einem luxuriösen Wellnesshotel können sich durch eine Kreditaufnahme mittlerweile weit mehr Reisende leisten.
Einfluss der Leitzinsen auf die Zinsentwicklung
Grundsätzlich macht die Europäische Zentralbank (EZB) Banken und Sparkassen keine festen Vorgaben, in welcher Höhe sie Zinsen zahlen oder von der Kundschaft verlangen sollten. Trotzdem hat die EZB Einfluss darauf: Sie legt mit den Leitzinsen den Zinssatz fest, zu dem Banken und Co. Gelder bei ihr ausleihen oder dort anlegen können. Die Geldinstitute stehen - gestützt auf deren Zinsgrundlage – in einem ständigen Austausch mit der Europäischen Zentralbank. Dadurch erfolgt eine indirekte Mitbestimmung der EZB bei der allgemeinen Zinsentwicklung und infolge dessen auch bei der Entwicklung der von Verbrauchern zu zahlenden Spar- und Kreditzinsen.
Beispiel: Die EZB verlangt von Geschäftsbanken seit mehreren Jahren einen Zins für das kurzzeitige „Parken“ von Geldern. Aktuell liegt er bei minus 0,5 Prozent. In größerem Ausmaß können die Geldinstitute den Negativzins nicht an Privat-Sparer weitergeben. Aus diesem Grund liegen die Sparzinsen zurzeit nahe 0 Prozent.
Im Großen und Ganzen war die Zinsentwicklung in den letzten Jahren für Kreditnehmer vorteilhaft, für Sparer nachteilig. Die EZB senkte die Zinsen in der vergangenen Zeit immer weiter. Eine einzige kleine Unterbrechung von diesem Vorgehen gab es im Jahr 2011. Zum Beispiel der wichtigste Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz) beträgt bereits seit März 2016 null Prozent.
Wie wird sich die Zinsentwicklung für Verbraucher gestalten?
Die dauerhafte, schrittweise Zinssenkung erfolgte durch die EZB aufgrund der Finanzkrise im Jahr 2008/2009, mit der Zielsetzung: Förderung des Wirtschaftswachstums und Erreichen der Inflations-Richtmarke von knapp unter zwei Prozent jährlich. Das Corona-Virus betraf kurzzeitig stark den Aktienmarkt. Seit dem Sommer 2020 sind sichere Anleihen wieder relativ stabil. So gab es beispielsweise in den letzten Monaten nur leichte Schwankungen von circa 0,1 bis 0,15 Prozent im Bereich der Bauzinsen (bei zehnjähriger Zinsbindung). Experten rechnen damit, dass bei einer langfristigen Finanzierung die Zinsen weiterhin auf diesem äußerst niedrigen Niveau bleiben. Darüber hinaus halten sie es für möglich, dass nach einer Beruhigung der Pandemie-Lage Kreditzinsen leicht ansteigen könnten. Änderungen bei den Sparzinsen sehen sie hingegen kaum.
Aktuelle Entscheidungen und Maßnahmen der Europäischen Zentralbank:
Am 21. Januar 2021 fand eine Ratssitzung der EZB statt. In dieser bestätigte sie, dass der geldpolitische Kurs weiter Bestand haben wird. Das heißt, eine Zinsveränderung ist nicht in Sicht. Gleiches gilt für das Inflationsziel, es wird weiterhin so beibehalten. Zwar ist die Zinsentwicklung eine bedeutende Grundlage für wirtschaftliche Entscheidungen der Verbraucher, jedoch lassen sich einzelne Zinsentschlüsse selbst von Experten nur schwer vorhersagen. Die Prognose nach der letzten Ratssitzung und der dort angekündigten Strategie liegt jedoch auf einem unverändert bleibenden Zinsniveau in absehbarer Zeit. Vorhersehen lässt sich zudem nicht, ob der Zinssatz jemals wieder das damalige Niveau von vier bis fünf Prozent erreichen wird.
Wie lassen sich Zinsentwicklung und -erwartung schlau nutzen?
Um die Zinsentwicklung geschickt für finanzielle Entscheidungen zu nutzen, muss ein möglichst günstiger Zeitpunkt für die Festgeldanlage und andere Finanzgeschäfte gefunden werden. Das Augenmerk liegt dabei auf der Europäischen Zentralbank: Steht dort eine Entscheidung direkt bevor und liegt die Tendenz auf einem Zinsanstieg, sollte man erst einmal abwarten. Anders sieht es bei der Kreditaufnahme aus. In diesem Fall ist schnelles Handeln gefragt, um in den Profit des noch niedrigeren Zinsniveaus zu kommen.
Es gibt allerdings nur selten eine Situation, in der schnelle Entscheidungen im Hinblick auf die Veränderung der Zinsentwicklung erforderlich sind. Das Niveau bleibt in der Regel jeweils für mehrere Tage oder auch Wochen relativ konstant. Wichtiger ist es, in diesen Zeiten andere Faktoren in die beabsichtigten Finanzaktivitäten mit einzubeziehen. Dazu gehört der sorgfältige Vergleich von Tagesgeldzins- oder Kreditangeboten, die von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich sind.
Eine größere Bedeutung hat die Zinsentwicklung, wenn sich die Frage stellt: „Wie lange möchte ich mich festlegen?“ Die Auswahl der Anlagedauer sollte genau überlegt werden, wenn mit steigenden Zinssätzen gerechnet werden kann. In diesem Fall empfiehlt es sich, zunächst eine kürzere Dauer zu wählen und sich später nach tatsächlich erfolgtem Zinsanstieg für einen längeren Zeitraum zu entscheiden. So kann beispielsweise eine bestimmte Summe für ein Jahr festgelegt werden. Nach dessen Ablauf besteht sodann die Möglichkeit, erneut zu einem höheren Zinssatz die Festgeldanlage für weitere 24 Monate zu vereinbaren.
