Die Brasserie in Pirmasens
Besucht am 22. April 2015 (Abendessen)
Mit der „Brasserie“ hat sich im südwestpfälzischen Pirmasens seit  Juni letzten Jahres in gastronomischer Hinsicht einiges getan. Ort des  genussreichen Geschehens ist das am Stadtrand gelegene „Waldschlöss‘l“,  dessen über hundertjährige Gastro-Tradition nach aufwändiger Renovierung  vor rund 10 Jahren und dem Einzug des neuen Betreiberduos Pavic/Wahl  nun eine bemerkenswert delikate Renaissance erlebt. Das angesehene  Gourmet-Magazin „Der Feinschmecker“ empfahl dieses neueröffnete Refugium  für Genießer in seiner letztjährigen Oktoberausgabe und spendierte  gleich zwei „F‘s“ obendrauf. Eine Bewertung, die auch unser Aufsehen  erregte.
Vjekoslav Pavic, der frühere Küchenchef des mittlerweile  geschlossenen Sterne-Restaurants „Walram“ in Bad Bergzabern, hat sich  hier in der ehemaligen Schuhmetropole am Westrand des Pfälzerwaldes  seinen Wunsch von einer geradlinig gekochten, ambitionierten Küche mit  klarer Produktorientierung erfüllt. Er hat – gastronomisch gesehen – auf  konsequente Art und Weise Tabula rasa gemacht, indem er die alten Töpfe  neu sortierte, um damit seiner Interpretation einer schmackhaften  Hochküche mit Alltagsbezug den passenden Rahmen zu geben, wobei hier auf  Anzug und Krawatte getrost verzichtet werden kann. Für Pavic wiegt  dabei die Inspiration schwerer als der Griff nach weiteren „Sternen vom  Gourmethimmel“. 
Die handwerkliche Präzision seiner Gerichte  passt hervorragend zum geschmackvoll eingerichteten Interieur der  Gasträume (siehe Bild oben) und bildet  zusammen mit den von Serviceleiter Alexander Wahl ausgesuchten Weinen  eine „Liaison culinaire“ der besonderen Art. Warmes Licht durchflutet  das von dunklem Holz dominierte Innere und schafft so eine angenehme  Umgebung für entspannte Stunden. Schon beim Eintritt in das Restaurant  baumeln einem die stilvoll ausgewählten Design-Kronleuchter mit lässiger  Eleganz von der Decke entgegen. Die dunklen Holzdielen drücken eine  gewisse Bodenständigkeit aus. Ein Terrain, auf dem man gerne ankommt.  Die aufwändig renovierten Wandmalereien an der Decke künden stolz von  bekannten Natur- und Kulturdenkmälern aus der näheren Umgebung und  vermitteln eine enge Bindung zum umliegenden Pfälzer Burgen- und  Felsenland. 
In Anlehnung an seine „kulinarische Sozialisation“,  während der er unter anderem vier Jahre lang als Sous-Chef von  3-Sterne-Koch Heinz Winkler in dessen „Residenz“ tätig war, befinden  sich auch so manche Ortslinien aus der Spitzengastronomie auf seiner  Geschmackslandkarte. Diese allerdings kommen bei ihm ohne die sonst  üblichen Show-Off-Elemente erfreulich straight vom Herd. Dabei spielt  Pavic bei seiner Speisenkarte ein klassisches 5-5-3-System, das mit dem  Vorteil der Produktfrische zu punkten weiß. 5 Vorspeisen, 5  Hauptgerichte und dreimal Süßes – das war‘s! Die kleine Karte strotzt  vor delikater Abgeklärtheit und wird durch saisonale Tagesempfehlungen  sowie einem 3- bzw. 4-Gang-Menü (39 bzw. 49 Euro) sinnvoll ergänzt.
Wir  orderten einmal quer durch die Speisenkarte, um einen möglichst  breitgefächerten Eindruck zu erlangen. Das schlicht als „Ei“ betitelte,  gebackene Premium-Huhn-Erzeugnis kam auf einem mit Kräutervinaigrette  angemachten Spargelsalat (12 Euro) äußerst lecker daher. Schön für das  Auge waren auch die marinierten Crevetten auf Eisbergsalat, Walnüssen  und Dill (16 Euro). Die selbstgemachte Cocktailsauce verlieh dieser  köstlichen Vorspeise das gewisse Etwas. Zum köstlichen Gänseleberparfait  mit luftgetrocknetem Joselito-Schweinerücken passte das gereichte  Ananas-Chutney übrigens genauso hervorragend (16 Euro), wie die 2012er  Riesling Auslese vom Weingut Hammel aus Ellerstadt. 
Die  tragenden Säulen unserer Hauptgänge hießen Zander, Perlhuhn und  Rib-Eye-Steak. Jedes Gericht war, was seine Anrichtung betraf, ein  echter Hingucker. Die Perlhuhnbrust (26 Euro, siehe Bild) hatte  Elsässer Wurzeln und kam auf den Punkt gebraten an den Tisch. Eine  ordentliche Portion Pfälzer Spargel, flankiert von ein paar Grenaille  Kartoffeln und einer sündhaft leckeren Sauce Béarnaise, rundeten dieses  saftige Fleischerlebnis perfekt ab. Das gebratene Zanderfilet (siehe Bild) auf  Bärlauchgraupen an feiner Noilly-Prat-Sauce (26 Euro) war perfekt  abgeschmeckt und hatte genau das richtige Maß, um ein verführerisch  duftendes Aromengefüge auf dem Teller entstehen zu lassen.
Das  Rib-Eye-Steak (34 Euro) meines Freundes ließ mir das Wasser im Mund  zusammenlaufen. Knapp 300 Gramm australische Fleischeslust, die in  unmittelbarem Zusammenhang mit dem Namen „Black Angus“ standen und  wirklich jeden Cent wert waren. Dazu wurde ein weißer Pfefferschaum,  dessen Intensität uns fast die Sprache verschlug, gereicht. In  Kombination mit der im Holzfass gereiften Cuvée Wilhelm vom Weingut  Wageck aus Bissersheim (Flasche für 46 Euro) stellte dieses edle Stück  vom Rind eine nahezu vollendete Gaumenfreude dar. 
Mit diesem  kräftigen Roten aus der Heimat fühlten wir uns von Sommelier Alexander  Wahl ausgezeichnet beraten. Seine akribisch zusammengestellte Weinkarte  lässt einen deutlichen Pfalz-Schwerpunkt erkennen. Mit Jülg, Becker,  Meßmer und Rebholz sind hier schließlich einige der besten Pfalzwinzer  vertreten. Und für die regelmäßig in der Brasserie stattfindenden  Weinabende kommen sie auch gerne persönlich nach Pirmasens gefahren.   
Einer  süßen Versuchung, wie der asiatisch angehauchten Thaimango auf  Kokossaucenspiegel und Schokoladensorbet (10 Euro), konnten wir trotz  des vorangeschrittenen Sättigungsgrads nicht widerstehen. Auch die im  Glas servierte weiße Schokomousse mit Orangen und Pistazienschaum (9  Euro) wusste durch ein finessenreiches Süß-Sauer-Spiel aromatisch zu  überzeugen.
Fazit: 
Die Brasserie in Pirmasens stellt ein  wahres Genussrefugium dar. In ungezwungener Atmosphäre lässt es sich  hier vortrefflich speisen. Kurzum: ein verdammt lässiges Restaurant, in  dem erstklassige Produkte sorgfältig zubereitet und gekonnt in Szene  gesetzt werden… — eine absolute Bereicherung für diese Region!
Die Brasserie
Landauer Straße 103–105 | 66958 Pirmasens



            
            
        
            
            
        
            
            
        
            
            
        


